Neue OZ: Kommentar zu Tarife
Chemie
Osnabrück (ots)
Schädliche Einmischung
Zähe Verhandlungen in der Chemieindustrie, neue Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie: In den großen Tarifauseinandersetzungen ist immer noch kein Durchbruch abzusehen. Begleitmusik aus der Politik macht die Verhandlungen nicht eben einfacher. Dabei ist die Ausgangslage schon schwierig genug. Die Gewerkschaften verweisen auf Gewinnsprünge in jüngster Vergangenheit. Die Arbeitgeber warnen dagegen, die Unternehmen seien gerade erst aus der Krise herausgekommen und dürften nicht überlastet werden. All das bietet Stoff für viele Gespräche.
Hinzu kommt nun ein quasi internationaler Verteilungsansatz. Finanzminister Schäuble plädiert für höhere Löhne in Deutschland, um so Ungleichgewichte zwischen EU-Staaten auszugleichen. Das ist eine höchst fragwürdige Einmischung. Es stimmt zwar, dass die Lohnzurückhaltung der vergangenen Jahre den Deutschen Wettbewerbsvorteile verschafft hat und andere Länder zurückgeblieben sind. Doch daran etwas zu ändern ist nicht Sache der hiesigen Tarifparteien, sondern der EU-Staaten. Sie selbst müssen ihren Reformstau in Politik und Wirtschaft auflösen, wenn sie wieder aufholen wollen. Über Löhne und Gehälter in Deutschland sollten dagegen weiter allein Gewerkschaften und Arbeitgeber verhandeln, die am besten wissen, was machbar ist, und was nicht.
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