Neue OZ: Kommentar zu G8
Gipfel
Osnabrück (ots)
Querdenker vor
Die Demütigung der spanischen Banken durch die Ratingagentur Moody's war die Ouvertüre. Zwar stehen auch Irans Atom-Ambitionen und das Morden in Syrien auf dem Programm des G-8-Treffens in Camp David. Bewegen wird die Gemüter der Staats- und Regierungschefs aber vor allem eines: das wirtschaftliche und fiskalische Siechtum Europas. Die amerikanische Regierung hat im Vorfeld klar geäußert, was sie von den Europäern erwartet: Wirtschaftswachstum und Reformen. Schön, das wollen die Europäer eigentlich auch. Eine Wachstumsagenda soll her. Und Europa, sagt der frischgebackene Karlspreisträger Wolfgang Schäuble, solle stärker und politisch einiger werden. Es brauche ein Gesicht, deshalb solle die Bevölkerung des Kontinents den EU-Kommissionspräsidenten direkt wählen.
Das dürfte kaum die Art von Reform sein, die den USA für ihren Handelspartner vorschwebt. Weder kann sie den jetzigen europäischen Brand löschen noch dem nächsten vorbeugen. Aufhorchen lässt hingegen ein Vorschlag, den gestern der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet gemacht hat: Er will die EU in die Lage versetzen, einen in den Ruin gewirtschafteten Mitgliedstaat unter Konkursverwaltung zu stellen und seine Haushaltspolitik zu steuern. So brachial Trichets Vorschlag wirken mag, so mutig und bitter nötig ist er. Denn jetzt ist nicht die Zeit zum Träumen, was die EU einmal werden könnte. Es ist die Zeit, sie zu retten.
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