Neue OZ: Kommentar zu Prozesse
Kriminalität
Internet
Osnabrück (ots)
Ein bisschen weniger Stammtisch
Das Internet ist eben doch kein rechtsfreier Raum. Das Urteil des Amtsgerichtes Emden gegen den 18-Jährigen, der im sozialen Netzwerk Facebook zum Lynchmord aufgerufen hat, beweist das einmal mehr. Wer sich online unbedacht äußert, muss die juristischen Konsequenzen tragen, ganz so wie im echten Leben. Um das noch einmal klarzustellen: Der Arm des Gesetzes reicht im Zweifelsfall also bis in die Tiefen des weitverzweigten Netzes.
Der Richterspruch von Emden hat dabei Signalwirkung. Schließlich fällt er härter aus als von vielen erwartet. Zwei Wochen Dauerarrest sind kein Urlaub mit ein paar Knastimpressionen. Zwei Wochen Dauerarrest sind für einen geständigen und bis dato unbescholtenen 18-Jährigen eine harte Strafe. Sofern das Urteil rechtskräftig wird, hat der junge Mann nach verbüßtem Arrest fürs Leben gelernt.
Aber auch alle anderen sollten gewarnt sein, die feige unter dem digitalen Deckmantel der vermeintlichen Anonymität ihre Hassparolen verbreiten. Es gibt in unserer Gesellschaft keinen rechtsfreien Raum. Auch nicht für digitale Schmierfinken. Wünschenswert wäre es, wenn der richterliche Warnschuss aus Ostfriesland einen Beitrag dazu leisten würde, dass endlich eine gelassenere und respektvollere Diskussionskultur im Internet Einzug hält. Ein bisschen weniger Stammtisch wäre gut für den Ruf des segensreichen Mediums.
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