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Neue OZ: Kommentar zu Präsident
Gauck

Osnabrück (ots)

Für Überraschungen gut

Faktisch war Joachim Gauck gestern 100 Tage als Bundespräsident im Amt - gefühlt ist er jedoch bereits deutlich länger das Staatsoberhaupt der Deutschen. Mit einer Welle des Wohlwollens und enormer überparteilicher Zustimmung wurde er im März von der Bundesversammlung gewählt, und diese große Sympathie für ihn hat bis heute nicht nachgelassen. Denn als Bundespräsident kann der 72-Jährige sein Talent ausleben, und das besteht in erster Linie darin, meisterhaft Reden zu halten.

Gekonnt hat Gauck bislang im Inland wie im Ausland alle möglichen Fehler umschifft, wenngleich seine Mitarbeiter aus dem Schloss Bellevue so manches Mal nach spontanen Äußerungen ins Schwitzen geraten sein dürften. Der frühere Pastor aus Rostock hat vollzogen, was viele zuvor vermutet hatten: Sein Verhalten lässt sich nicht in Schablonen pressen, schon gar nicht einer parteipolitischen Richtung zuordnen. Mit seiner Würdigung der Bundeswehr-Soldaten als Mut-Bürger in Uniform und seiner Distanz zum Islam-Zitat von Christian Wulff ist nicht jeder einverstanden, der ihn gewählt hat.

Doch Gauck sieht sich selbst als linken liberalen Konservativen, und er dürfte auch in den kommenden Monaten immer wieder mal für Überraschungen sorgen. Dass sich da in der politischen Berliner Szene ein eigenständiger, unberechenbarer, selbstbewusster Kopf in den Betrieb einmischt, kann Deutschland nur guttun.

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