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Neue OZ: Kommentar zu Religion
Beschneidung

Osnabrück (ots)

Mehr als ein kleiner Schnitt

Wenn deutsche Politiker einen Vergleich mit dem Holocaust ziehen, ernten sie sofort und zu Recht heftigen Widerspruch in der Öffentlichkeit, gerade auch von jüdischer Seite. Wenn sich ein Rabbiner derart drastisch äußert, bleiben die Reaktionen aus. Doch auch Pinchas Goldschmidt wäre gut beraten, sich stärker zurückzuhalten. In der Wortwahl hat der Rabbiner mit seiner Kritik am umstrittenen Kölner Urteil zur Beschneidung weit überzogen.

Dennoch lässt Goldschmidts Äußerung aufhorchen. Denn der jüdische Gelehrte macht klar: Ihm und seinen Glaubensgenossen geht es nicht allein um einen kleinen Schnitt an der Vorhaut eines Jungen, sondern um einen enormen Eingriff. Es ist ein Eingriff des liberalen Rechtsstaats in eine jahrtausendealte Tradition zweier Weltreligionen, ja mehr noch: Juden sehen in der Beschneidung nicht eine Erfindung von Menschen, sondern einen Auftrag Gottes. Kein Wunder, dass es Proteste hagelt.

Das Urteil ist in vielfacher Hinsicht ungewöhnlich. Es hat die Debatte über die Beschneidung in Gang und die Minderheit der Juden und Muslime in Deutschland einander nähergebracht. Und es wird wohl noch länger Juristen, Politiker, Ärzte und Theologen beschäftigen. Rechtsklarheit hat es nicht geschaffen, wie die Reaktion von Ärzten belegt, die weiter operieren wollen. Parteiübergreifend gibt es die Forderung nach einem neuen Gesetz. Das ist bald nötig, bevor die Beschneidung in einem medizinisch gefährlichen Zwielicht geschieht.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
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Telefon: +49(0)541/310 207

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