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Neue OZ: Kommentar zu China
Justiz
Ai

Osnabrück (ots)

Niederlage vor Gericht, Sieg bei Twitter

Seinen Prozess hat er verloren. Ai Weiwei durfte nicht mal im Gericht erscheinen, als es um seine Klage gegen angebliche Steuerschulden in Millionenhöhe ging. Trotzdem geht er als Sieger vom Platz. Das Forum eines Gerichts braucht Chinas weltberühmter Kritiker nicht. Gleich nach dem Urteil hatte er Stellungnahmen in die Welt getwittert. Auch die Strafe trifft ihn kaum. Die Steuerschuld ist bezahlt, aus Spenden. Außerdem ist der Kunstmarkt zynisch: Mit jedem Akt der Repression steigert China den Marktwert seines Kritikers. Damit nimmt Ai eine Ausnahmeposition ein, die vielen seiner drangsalierten Kollegen nicht offensteht.

Wichtiger als der westliche Kunstmarkt ist aber die innerchinesische Debatte: Ai klagt für sich die verbrieften Rechte aus Chinas Verfassung ein. An seinem Beispiel verfolgt das Land mit: Welche Paragrafen gelten, welche nicht? Und wer beugt hier eigentlich das Recht: die Partei? Selbstdarsteller in untergeordneten Behörden? Diese unsichtbaren Zusammenhänge transparent zu machen ist Ais eigentliches Werk.

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