Neue OZ: Kommentar zu Kriminalität
Organspende
Osnabrück (ots)
Nicht zu fassen
Wie konnte so etwas in Deutschland passieren? Schreckensmeldungen von Organhandel stammten bisher aus Entwicklungsländern, nicht aber aus Niedersachsen. Daher machen die Vorkommnisse an der Göttinger Universitätsklinik fassungslos. Der frühere Oberarzt und mögliche Mittäter haben mit ihrer kriminellen Energie viel Vertrauen zerstört. Es handelt sich um einen der schlimmsten Skandale in der deutschen Transplantationsmedizin. Nun stellt sich die Frage, ob die bisherigen Kontrollen ausreichen, um derartige Manipulationen zu verhindern. Zumindest muss der Staat das bestehende System auf Möglichkeiten des Missbrauchs abklopfen. Vermutlich wird es nötig sein, die Richtlinien zur Transplantationsmedizin zu verschärfen, auch wenn dies zu noch mehr Bürokratie führt.
Doch der Skandal konnte nur geschehen, weil dringend benötigte Lebern und Nieren fehlen. Auf eine Million Einwohner kommen in Deutschland nur 15 Spender. Und die Negativ-Schlagzeilen aus Göttingen werden die Bereitschaft zur Spende eher verringern und den Notstand verstärken. Man kann nicht gutheißen, aber verstehen, dass Schwerkranke in Verzweiflung und mit dem Wunsch zu leben moralische Bedenken beiseitewischen und für Geld eine bevorzugte Behandlung erkaufen. Doch die Ärzte, die das ausnutzen und mit gefälschten Patientenakten Geschäfte machen, gehören sofort entlassen und hart bestraft.
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