Neue OZ: Kommentar zu Olympia
Zielvorgabe Medaillen
Osnabrück (ots)
Luftschlösser gebaut
Wer sich die bisherige deutsche Leistungsbilanz von London anschaut, kann verstehen, warum Innenminister Friedrich partout nicht mit den Zahlen der Medaillenvorgabe herausrücken wollte. Denn zwischen Soll und Ist klafft eine riesige Lücke von mehr als 40 Plaketten.
Als die Verbände und der Deutsche Olympische Sport-Bund vor knapp vier Jahren die Medaillenvorgabe fixierten, bauten sie Luftschlösser, wie sich an der Themse herausstellte. Was man am Beispiel der Handballer ermessen kann, für die im Herbst 2008 eine Goldmedaille errechnet wurde. Pech nur, dass sich weder ein Männer- noch ein Frauen-Team für Olympia qualifizierte.
Die Diskussion um Vorgaben und ihre Einhaltung sollte dazu führen, die gesamte staatliche Sportförderung auf den Prüfstand zu stellen. Dabei ist es wichtig, dass transparenter agiert wird als bisher. Eine defensive Informationspolitik nährt den Verdacht, dass etwas verschleiert oder vertuscht werden soll.
Das Prinzip der Medaillenvorgabe sollte als Erstes kritisch hinterfragt werden. Es führt dazu, dass Drucksituationen geschaffen werden können, die im extremen Fall die Athleten zu unerlaubten Mitteln greifen lassen. Insofern ist der DOSB gefordert: zum einen darin, seinen Verbänden eine realistische Einschätzung der Dinge abzuverlangen, zum anderen darin, der Politik klarzumachen, dass eine Förderung des Spitzensports mit Augenmaß sinnvoll ist.
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