Neue OZ: Kommentar zu Justiz
Gewalt
Studie
Osnabrück (ots)
Erschreckende Erkenntnisse
Ein Knast sei nun mal kein Mädchenpensionat, zitierte Niedersachsens Justizminister Busemann gestern den Volksmund. Und in der Tat: Dass es in Gefängnissen rau zugeht und selbst Prügeleien und Vergewaltigungen Praxis sind, hat jetzt die Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts erhärtet. Die Klagen der Häftlinge über Mobbing und Gewalt sind heftig, aber nachvollziehbar. Tatsache ist auf jeden Fall, dass dort, wo Mörder, Vergewaltiger, Schläger und Diebe aufeinandertreffen, die Umgangsformen krasser sind und Aggressionen sich bisweilen heftiger entladen als sonst in der Gesellschaft. Vielleicht hat sich durch die Anonymität auch mancher erst getraut, Übergriffe zu schildern.
Erschrecken muss, dass sich laut Studie jeder vierte Gefangene als Opfer körperlicher und sexueller Gewalt einstuft. Dies darf die Verantwortlichen für den Strafvollzug nicht ruhen lassen. Der wirksamste Ansatz, das Problem zu mildern, stellt wohl die Umwandlung von Gemeinschafts- in Einzelzellen dar. Wo mehrere Menschen in einem Raum eingepfercht sind, ist die Gefahr des "Ausrastens" ungleich größer. Erfreulich immerhin, dass Niedersachsen bei der Einzelunterbringung inzwischen Spitzenwerte vorweist. Ein Patentrezept hat allerdings auch Studien-Autor Christian Pfeiffer nicht parat. Kein Wunder: Wenn er eines wüsste, hätte er es in seiner Zeit als Justizminister in Hannover sicherlich schon umgesetzt.
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