Neue OZ: Kommentar zu Ecuador
Großbritannien
Wikileaks
Assange
Osnabrück (ots)
Etwas für Verschwörungstheoretiker
Welche Ironie: Weil Julian Assange politische Verfolgung ausgerechnet in den USA befürchtet, jenem Land, in das sich so viele Aktivisten aus aller Welt flüchten, erhält er nun politisches Asyl in Ecuador. Dabei hat die heutige Republik im Andenhochland schon so lange mit politischer Instabilität zu kämpfen.
Losgelöst vom Vergewaltigungsvorwurf gegen Assange und der Sprengkraft seiner Wikileaks-Enthüllungen, hat Ecuador mit der Asyl-Gewährung nachvollziehbar gehandelt. Denn die Briten haben das eigentlich Undenkbare ausgesprochen und zwischenzeitlich gedroht, zum Ergreifen des Internet-Rebellen notfalls in die Londoner Botschaft des südamerikanischen Landes einzumarschieren. Nun verteidigt Ecuador durch seine Entscheidung nicht weniger als die Prinzipien des internationalen Rechts.
Es ist höchst verwunderlich, dass Großbritannien überhaupt darüber nachgedacht hat, sich mit Gewalt Zutritt zur Botschaft, immerhin fremdes Staatsgebiet, zu verschaffen. So etwas in Erwägung zu ziehen nährt Zweifel daran, dass die Briten in dem Netz-Aktivisten "nur" einen Vergewaltiger sehen, der nach Schweden ausgeliefert werden soll. Großbritannien muss sich fragen lassen, was es sich eigentlich dabei gedacht hat: Die Androhung eines Einmarsches dürfte jetzt Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker sein. Denn die sind sicher: London sei nur Handlanger Washingtons dabei, sich an einem Kritiker zu rächen.
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