Neue OZ: Kommentar zu China/Merkel/Europa
Osnabrück (ots)
China fühlt sich Europa überlegen
Kanzlerin Angela Merkel hat im Reich der Mitte halbwegs ihr Gesicht gewahrt. Sie sprach pflichtschuldig die Verfolgung von Dissidenten an. Dabei hatte sie aber das Publikum in ihrer Heimat im Blick, weniger die politischen Gefangenen in China. Denn dafür fiel die Kritik diesmal zu leise aus.
Merkel kam nicht als Kämpferin für Freiheit und Demokratie nach Peking, sondern als Handelsreisende, die Milliarden-Aufträge für die deutsche Industrie einsammelt. Und als Bittstellerin in der Euro-Krise, die Chinas Führung um Investitionen bittet. Das ist kein Vorwurf, sondern Resultat einer gewaltigen Machtverschiebung.
China hat zwar auch mit erheblichen Problemen zu kämpfen wie Landflucht, Umweltverschmutzung und Immobilienblase. Das Reich der Mitte ist jedoch nach einer beispiellosen wirtschaftlichen Aufholjagd zu einer Supermacht geworden, die mittelfristig die Führungsrolle der USA infrage stellen wird. Bereits jetzt fühlt sich die kommunistische Führung den Europäern überlegen. Das bekam Merkel in Peking auch deutlich zu spüren, als Ministerpräsident Wen Jiabao der deutschen Regierungsdelegation in der Euro-Frage unverblümt die Leviten las.
Das wäre noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen. Damals versprachen die Kommunisten brav Besserung in Menschenrechtsfragen, ohne je Wort zu halten. Heute setzen die roten Turbokapitalisten offensiv ihre Interessen durch. Merkel kann selbst den Patent-Diebstahl nicht stoppen.
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