Neue OZ: Kommentar zu Mohammed-Karikaturen
Osnabrück (ots)
Unkluges Zündeln
Mit Provokationen Auflage erzielen und Geld verdienen - diese Kunst verstehen Satire-Magazine, egal ob in Frankreich oder in Deutschland. Und da ist es dann zunächst zweitrangig, wie geschmackvoll oder aber nur pubertär und dumm ein Titelbild oder eine Zeichnung ist. Doch wem nützt die Veröffentlichung von beleidigenden Mohammed-Karikaturen - vom finanziellen Gewinn für die Zeitschrift einmal abgesehen? Was bringt es, verunglimpfende Bilder abzudrucken, wohl wissend, dass Menschen sich dadurch verletzt fühlen und wegen ihrer Religion lächerlich gemacht sehen?
Meinungs- und Pressefreiheit sind für westliche Gesellschaften sehr hohe, ja man kann sogar sagen: heilige Güter. Und wenn aufgebrachte Mengen radikaler Muslime auf Schmähvideos oder Mohammed-Karikaturen mit Gewalt und Racheakten reagieren, lässt sich das in keiner Weise rechtfertigen. Statt überzogener Reaktionen wäre mehr Gelassenheit angebracht.
Doch niemand ist gezwungen, die Grenzen der Toleranz auszutesten. Zu zündeln in einer Zeit, in der sowieso schon eine überhitzte Stimmung herrscht, richtet immensen Schaden an. Ausbaden müssen es die Opfer von Racheakten. Nicht alles, was rechtlich erlaubt ist, ist damit auch gleich automatisch sinnvoll. Respekt, Verantwortung, Rücksichtnahme auch gegenüber religiösen Gefühlen sind gefragt. Das aber ist eine kulturelle Leistung, und sie hat nichts mit dem Strafrecht zu tun.
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