Neue OZ: Kommentar zu Briefporto
Osnabrück (ots)
Die Masse macht's
Auf den ersten Blick betrifft die wichtigste Auswirkung der Porto-Erhöhungen bei der Post eher die Briefmarkensammler: Sie können ab 2013 auch Drei-Cent-Standardmarken in ihre Alben stecken. Da immer mehr Leute E-Mails oder SMS verschicken, anstatt Briefe zu schreiben, wird die von 55 auf 58 Cent minimal teurer gewordene Beförderung solcher Schreiben für die überwältigende Mehrheit der Haushalte kaum einen Unterschied machen - im Schnitt unter zehn Cent pro Monat.
Dass der Logistikkonzern nach 15 Jahren erstmals wieder etwas mehr Geld für den Standardbrief verlangt, ist also zu verschmerzen. Vor allem im Vergleich zum europäischen Ausland, wo das Versenden von Briefen und Karten generell einiges teurer ist.
Die Brisanz der Porto-Erhöhung wird erst auf den zweiten Blick ersichtlich: Der Staatsmonopolist will dadurch seinen operativen Gewinn in der Briefsparte bei 1,1 Milliarden Euro stabilisieren. Ohne mehr Geld von den einfachen Briefeschreibern zu verlangen, wird das jedoch immer schwieriger. Denn die Post steht im Großkunden-Geschäft mächtig unter Druck von privater Konkurrenz. Damit Unternehmen dem Marktführer die Treue halten, erhalten sie großzügige Rabatte.
Die Post geht den Weg des geringsten Widerstandes: Die einzelnen Verbraucher wehren sich nicht. In der Masse werden sie indes geschröpft.
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