Neue OZ: Kommentar zu James Bond
Osnabrück (ots)
Augenzwinkernder Dauer-Flachleger
Weltlage, Geschlechterbilder, der Blick auf staatliche Gewalt: Die Koordinaten, in denen 007 zur Marke wurde, sind längst über den Haufen geworfen. Einem planmäßig angetrunkenen Dauer-Flachleger erteilt keiner mehr die Lizenz zum Töten. Trotzdem hat Bond den Bewusstseinswandel von fünf Jahrzehnten überlebt. Wieso?
Es gibt keine Bauanleitung für Mythen der Pop-Kultur. So viel aber lässt sich sagen: 007 war immer zweideutig, und Ironie macht anpassungsfähig. Beim Debüt konnte man sich den damals hochgradig versauten Bikini von Ursula Andress nur erlauben, weil zum Sex das Augenzwinkern kam. Ende der 70er stieß der Berufsschalk Roger Moore die Tür zum postmodernen Klamauk auf. Später versöhnte der Humor ein skeptischeres Publikum mit dem Bombast der Filme. Selbst der Illusionsbruch der Darstellerwechsel ist im verbündlerischen Witz abgefedert.
Längst wird die Strategie kopiert: Johnny Depp hat mit seinen Spleens das Piratengenre wiedererweckt, Robert Downey jr. den Detektivfilm. Und Bond? Verhält sich kontrapunktisch - mit einem betont humorlosen Testosteron-Fighter.
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