Neue OZ: Kommentar zu ZDF/CSU
Osnabrück (ots)
Dumm und plump
Schon der Versuch, unliebsame Berichterstattung zu manipulieren, ist ein schwerer Angriff auf die Pressefreiheit. Der CSU blieb deshalb keine Wahl, als sich von ihrem Sprecher Hans Michael Strepp zu trennen. Der enge Vertraute von Ministerpräsident Horst Seehofer wollte beim ZDF auf einen Bericht über den SPD-Landesparteitag Einfluss nehmen, ihn möglicherweise verhindern. Mit diesem plumpen und dummen Telefonanruf wurde Strepp zu einer Gefahr für Seehofer. Die CSU ist im Freistaat zwar mächtig. Aber Seehofer kann sich im Wahlkampf nicht das Image eines bayerischen Sonnenkönigs leisten, der aus Journalisten Hofberichterstatter machen will. Das wäre eine Steilvorlage für die Opposition.
So berechtigt die Empörung von SPD und Grünen über die CSU in dem ZDF-Fall ist, frei von Scheinheiligkeit ist sie nicht. Gerade die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind dem Einfluss der Parteien ausgesetzt. Schließlich sind sie in den Aufsichtsräten vertreten. Die Versuchung ist generell groß, wichtige Posten mit Parteifreunden zu besetzen. Das gilt für Staatsunternehmen, aber auch für die Landesanstalten der ARD. Beim WDR kann ein rotes Parteibuch förderlich und beim Bayerischen Rundfunk hinderlich sein. Die Einflussnahme erfolgt also subtiler und häufiger, als Strepps Anruf vermuten lässt.
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