Neue OZ: Kommentar zu Kinofilm "Vermessung der Welt"
Osnabrück (ots)
Unverfilmbar?
Wann immer Bücher auf die Leinwand kommen, wird über ihre Unverfilmbarkeit schwadroniert. Auch bei Kehlmanns "Vermessung der Welt" ist das so - wobei der Autor selbst am wenigsten so denken dürfte. Schon sein Vater brachte Romane von Simmel, Perutz und Joseph Roth ins Fernsehen. Als Marketing-Floskel ist der Terminus trotzdem unschlagbar: Er bedient das Klischee, wonach Dichtung dem Kino überlegen sei - und wendet es ins Positive. Da der Film wider Erwarten doch vorliegt, ist offenbar das Unmögliche möglich geworden. Umso größer muss die Regie-Leistung sein!
Tatsächlich lässt sich wohl alles adaptieren. Man kann aus trivialen Texten geniale Filme machen ("Die Vögel"). Andersrum geht es leider auch ("Jahrestage"). "Die Vermessung der Welt" ist ein Sonderfall, weil der Autor selbst zum Drehbuch-Schreiber wurde. Das ändert zwar nichts an den Schwächen des Resultats, macht den Film aber zur amtlichen Werkvariante. Ein gefundenes Fressen für Freunde der vergleichenden Literaturwissenschaft.
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