Neue OZ: Kommentar zu Museen
Kunst
Osnabrück (ots)
Gefährliche Gedankenspiele
Darf sich ein Museum wie ein privater Sammler verhalten, der ein Kunstwerk verkauft, um mit dem Erlös seiner Kollektion ein anderes hinzufügen zu können? Klare Antwort: nein. Denn das Museum bewahrt einen Kunstbestand von öffentlichem Interesse. Zu diesem Interesse gehört die Geschichte der Sammlung, der Einsatz von Stiftern und Sponsoren ebenso wie die Identifikation der Menschen vor Ort mit ihrem Museum. Wer Sammlungsbestände veräußert, fügt diesem sensiblen Gefüge des Engagements und der Identifikation irreparablen Schaden zu.
Die Duisburger Museumsleute wagen nicht nur deshalb gefährliche Gedankenspiele. Mit einer Plastik des Jahrhundertbildhauers Giacometti stellen sie zudem kein Depotstück, sondern ein Exponat der Spitzenklasse zur Disposition. Für den allzeit gierigen Markt ist damit die fatale Botschaft verbunden, beste Museumsstücke könnten jederzeit wieder zum Handelsgut werden. Diese Botschaft wird auch Politiker hellhörig machen, die sich ermutigt fühlen könnten, in Zeiten der knappen Etats auf musealen Besitz zurückzugreifen. Das sind derzeit noch stille Überlegungen. Aber daraus kann bestürzend schnell Wirklichkeit werden.
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