Neue OZ: Kommentar zu Griechenland
Osnabrück (ots)
Der griechische Patient
Die Blutungen sind gestoppt, die Wunden versorgt, der griechische Patient liegt notdürftig stabilisiert in seinem Krankenbett: Trotz langen nächtlichen Ringens haben die Euro-Finanzminister und der Internationale Währungsfonds nicht besonders viel erreicht. Allzu große Erwartungen darf man an das Ergebnis ihrer Bemühungen nicht knüpfen. Es ist absehbar, dass schon bald weitere Eingriffe notwendig sein werden, um die Leiden der darniederliegenden Griechen zu lindern.
Zwar ist jetzt Zeit gewonnen und ein Staatsbankrott vorerst abgewendet. Doch wieder einmal scheuten die Helfer Griechenlands vor der großen Operation zurück: Der eigentlich notwendige Schuldenerlass wurde erneut aufgeschoben, aufgehoben ist er aber nicht. Denn nur wenn die schwere Last der Schulden stark sinkt, werden die Griechen auf eigenen Beinen stehen können. Nur dann werden sie sich wieder selbst auf den Finanzmärkten mit Geld versorgen können. Die jetzt vereinbarten Maßnahmen sind dagegen eine eher schwache Medizin.
Ganz offensichtlich ging es auf dem Krisentreffen in Brüssel erneut darum, unangenehme Botschaften zu vermeiden. Milliardensummen abzuschreiben, dazu fehlt der Bundesregierung aus Furcht vor dem Zorn der Wähler der Mut. Das ist menschlich verständlich, aber letztlich nicht sinnvoll. Denn je länger eine notwendige Operation verschoben wird, desto schmerzhafter und folgenreicher wird sie letzten Endes.
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