Neue OZ: Kommentar zu Mali
Regierung
Osnabrück (ots)
Unverantwortliche Mission
Dies sei kein Putsch, ließ Malis Militär verlauten, nachdem es den bisherigen Regierungschef Cheick Modibo Diarra festgenommen hatte. Doch wie soll man es sonst nennen, wenn Soldaten einen Ministerpräsidenten unter Hausarrest stellen und dazu zwingen, den Rücktritt der Regierung zu erklären? Zumal der Auftraggeber, der Hauptmann Amadou Sanogo, schon im März in den Sturz des damaligen Ministerpräsidenten Amadou Toumani Touré verwickelt war.
Die Absetzung Diarras zeigt einmal mehr, dass das Militär die Zügel in der einstigen Vorzeigedemokratie Westafrikas fest in Händen hält. Diarra galt zwar als schwacher Regierungschef. Dass sich die Armee seiner jedoch auf diese Weise entledigt, zeugt von großer Unverfrorenheit - und stürzt Mali noch tiefer ins Chaos.
Denn unbeeindruckt von den politischen Wirren im Süden, zementieren im Norden die Islamisten ihr gnadenloses Regime. Die EU will trotz allem demnächst Militärausbilder schicken. Auch Deutschland beteiligt sich daran. Diese Mission ist derzeit unverantwortlich. Zuerst muss dringend die Ordnung wiederhergestellt werden.
Diarra gilt im Gegensatz zur Armeeführung als Befürworter ausländischer Militärhilfe. Sein Sturz macht die Europäer und die afrikanischen Nachbarn, die Truppen entsenden wollen, um einen Verbündeten ärmer. Ohne internationalen Beistand hat die zerrüttete Regierung in Bamako gegen die Terroristen im Norden jedoch keine Chance.
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