Neue OZ: Kommentar zu Wort des Jahres
Osnabrück (ots)
Ächzen statt "wulffen"
Neue Wirklichkeiten brauchen neue Bezeichnungen. "Rettungsroutine" ist da ein brillantes Exemplar unter den Neuschöpfungen. Auch wenn der damit beschriebene Sachverhalt weniger erfreulich ist. Ja, besonders wir Deutschen sind zu Rettungsroutiniers in und für Europa geworden, ob wir wollen oder nicht.
Ein leises Ächzen über diese Last schwingt in diesem leicht sarkastischen Wort des Jahres mit. Der Begriff "retten" meint eine so dramatische wie beherzte Einzelaktion und passt kaum zu unbegrenzter Dauer. Für diese Marathonbeherztheit müssen wir uns nun noch von Griechen und Italiens Silvio Berlusconi beschimpfen lassen. Doch Racheroutinen sind uns selbstredend fremd. Auch das wütende "Wulffen" verkneifen wir uns, sodass es dem Ex-Bundespräsidenten vorbehalten bleibt und es mangels Masse nicht auf Platz eins der Liste schaffte. Deutlich mehr als ein Christian Wulff sind die "Schlecker-Frauen", aber auch nicht genug, um mit der milliardenschweren "Rettungsroutine" mithalten zu können. Die greift uns schließlich allen in die Tasche. Gerecht gewählt also.
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