Neue OZ: Kommentar zu Frankreich
Konflikte
Karikaturen
Osnabrück (ots)
Durchschaubares Kalkül
Sie können es einfach nicht lassen, die Macher des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo". Zwar veröffentlichen sie dieses Mal keine Karikaturen, sondern einen Comic über das Leben Mohammeds. Doch weil bildliche Darstellungen des Propheten im Islam allgemein verboten sind, provozieren sie damit gleichermaßen das Missfallen von Muslimen.
Die Taktik, auf einen Comic zurückzugreifen, ist noch perfider, als unverkennbar beleidigende Karikaturen zu zeigen. Denn nun waschen die Satiriker ihre Hände demonstrativ in Unschuld: Absolut islamkonform sei das neu herausgegebene Sonderheft, eine Islam-Spezialistin habe es geschrieben. Die Botschaft ist klar: Wer sich sogar darüber aufregt, der ist selbst schuld. Im Grunde ist die Aktion des Magazins so durchschaubar wie peinlich. Wieder einmal wartet es auf die empörten Reaktionen aus der islamischen Welt, um sich auf das Recht der Meinungsfreiheit berufen zu können und es wie ein vermeintliches Unterscheidungsmerkmal zweier Kulturkreise vor sich herzutragen. Diese Masche ist abgedroschen. Und mit feingeistiger Satire hat der Comic eh nichts zu tun.
Hinter der Aktion steht vielmehr ein ganz profanes Kalkül: "Charlie Hebdo" weiß, mit welchen Themen sich der Verkauf ankurbeln lässt. So sind von der aktuellen Ausgabe bereits im Voraus 10 000 Exemplare mehr gedruckt worden. Wie entlarvend.
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