Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen
Siag
Osnabrück (ots)
Gefährliches Geschäft
Es ist paradox: Den Siag Nordseewerken ist der Glaube an einen Zukunftsmarkt zum Verhängnis geworden. Die Werft hat auf einen Boom bei der Offshore-Windenergie gesetzt. Statt Schiffe stellt sie den Unterbau für Windkraftanlagen auf See her, theoretisch ein lukratives Geschäft. Denn bis zum Jahr 2020 sollen nach Plänen der Bundesregierung in deutschen Gewässern 10 000 Megawatt Windstrom gewonnen werden. Das entspräche mindestens 2000 Rotoren, die alle Fundamente und Türme bräuchten.
Doch der Ausbau der Offshore-Energieerzeugung stockt. Niemand weiß, wann die vielen geplanten Windparks ans Netz gehen können. Die Genehmigungs- und Planungsprozesse für die Leitungstrassen, die den Strom in den Süden führen sollen, kommen nicht in Gang. Die Nordseewerke haben sich auf ein stark reguliertes, politisch beeinflusstes und damit gefährliches Geschäft eingelassen. Dafür bezahlen sie nun.
Dass der mögliche neue Eigner DSD Steel drastisch Personal abbauen will, überrascht nicht. Er möchte einen Fuß in einen mittelfristig durchaus interessanten Markt setzen, ohne zu große Risiken einzugehen. Auch dürfte ein solcher Aderlass die als teuer geltende Werft effizienter machen. Kommen die Aufträge für Windanlagen-Unterbauten dann doch in großer Zahl, kann DSD den Personalstamm wieder vergrößern. So bitter die vorherigen Entlassungen wären, diese Strategie könnte sich als richtig erweisen.
Christian Schaudwet
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