Neue OZ: Kommentar zu Regierung
Dreyer
Beck
Osnabrück (ots)
Politik ohne Bart
Malu Dreyer hat als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz die Chance auf einen weitgehend unbelasteten Neuanfang. Im Gegensatz zu anderen möglichen Kandidaten für die Staatskanzlei ist sie nicht durch die Nürburgringaffäre geschwächt. Dank Dreyer könnte zudem ein neuer Politikstil in Rheinland-Pfalz Einzug halten: Sie setzt auf eine menschliche Sympathie, der sich selbst die Opposition nur schwer entziehen kann. Sie verspricht mehr Zusammenarbeit, eine klassische Umarmungstaktik.
Dass nun eine Frau Ministerpräsidentin wird, die seit über 20 Jahren an Multipler Sklerose leidet, ist außerdem Ermutigung für Menschen mit Behinderungen: Neben Finanzminister Wolfgang Schäuble ist Dreyer jetzt die zweite bundesweit bekannte Politikgröße, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Das macht sie nicht schwach, sondern stark. Ihre Willensstärke kann ein schöner Gegenpol zu den vielen Politikern sein, die keine körperliche Schwäche zeigen wollen, um politisch stark zu wirken. Ärgern dürfte der Stabwechsel Julia Klöckner. Die CDU-Landeschefin ist auf dem Sprung zur Hoffnungsträgerin ihrer Bundespartei. Mit Kurt Beck als Widersacher hatte sie es denkbar leicht, sich als junge, unverbrauchte, und zudem weibliche, Kraft ins rechte Licht zu rücken. Becks Arbeit kritisierte sie gern als "Politik mit Bart". Diese Zeiten sind nun vorbei.
Fabian Löhe
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