Neue OZ: Kommentar zu Konjunktur
Jahreswirtschaftsbericht
Osnabrück (ots)
Gute Zeiten, schlechtere Zeiten
Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Steht Deutschland an der Schwelle zur Rezession, wie Skeptiker warnen? Oder geht es dem Land gut, wie Minister Philipp Rösler schwärmt? Die Interpretation der neuen Wirtschaftsdaten lässt breiten Spielraum. Die von der Bundesregierung prognostizierten 0,4 Prozent Wachstum im laufenden Jahr sind zunächst einmal ein relativ geringer Wert, nachdem 2011 und 2010 noch Zuwachsraten von 3,0 und 4,2 Prozent verzeichnet worden waren.
Blickt man jedoch auf die rezessionsgeplagten anderen Euro-Staaten, so ist die Bundesrepublik immer noch eine Insel der Seligen. Denn die Wirtschaft in der EuroZone dürfte stark schrumpfen, laut Prognose der Europäischen Zentralbank sogar um bis zu 0,9 Prozent. Da zugleich die Weltwirtschaft, von der die Exportnation Deutschland so stark abhängt, vor sich hin dümpelt, verdunkelt sich auch der hiesige Konjunkturhimmel. Grund zur Schwarzmalerei gibt es dennoch nicht, da der Arbeitsmarkt stabil ist, die verfügbaren Einkommen steigen und die Finanzierungsbedingungen auf dem Geldmarkt unverändert sehr günstig sind.
Mit anderen Worten: Auf gute Zeiten folgen etwas schlechtere Zeiten. Risiken sind unübersehbar, zumal auch die Euro-Schuldenkrise noch nicht beendet ist. Doch wenn die Regierung sich nicht aufs Zuschauen verlegt, sondern aktiv zur Investitionsförderung beiträgt, kann Deutschland auch die kommenden Herausforderungen meistern.
Uwe Westdörp
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