Neue OZ: Kommentar zu Geschichte
Gesellschaft
Kunst
Osnabrück (ots)
Soft wie Streichelwolle
Der Kampfpanzer zieht den Strickpulli über: Ist das ein Friedensmanifest oder nicht viel eher ein perfektes Tarnkleid? Die Dresdner Strickaktion ist jedenfalls an Biederkeit kaum zu übertreffen. Kein Wunder, dass das Militärhistorische Museum sofort mitspielt. Dieses Friedensfanal kommt so soft wie Streichelwolle daher. Alle stricken und bedecken grauen Panzerstahl mit adrettem Zopfmuster, harmloser geht es nicht.
Dabei ist die Geste nicht einmal neu. Demonstranten, die Blumen in Geschützrohre von Panzern steckten, Künstler, die diese Kampfmaschinen als Kunstobjekte aus Gummi nachbauten: Die Ironie ist das Mittel der Wahl solch subversiven Protests. Das Dresdner "Kombi Naht" leistet sich hingegen peinliche Verniedlichung.
Obendrein verfehlen die Strick-Protestler den aktuellen Problemstand. Panzer sind längst nicht mehr das aktuelle Symbol der Bedrohung. Mehr als plumpes Kriegsgerät schrecken heute Terrorgefahr und fanatisierte Kämpfer, die nicht mit dem Panzer, sondern mit Motorrad oder Pritschenwagen unterwegs sind. Zudem gilt: Panzer mit dem Kuschelfaktor, die gibt es einfach nicht.
Stefan Lüddemann
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