Neue OZ: Kommentar zu Personalien
Schavan
Doktorarbeit
Osnabrück (ots)
Der kühle Hauch des Abschieds
Nein, eine Job-Garantie für Annette Schavan war das nicht. Die Bundeskanzlerin hat ihrer angeschlagenen Bildungsministerin zwar ihr Vertrauen ausgesprochen, in der heiklen Rücktrittsfrage aber nur einen Aufschub gewährt. Der könnte schon am Freitagabend beendet sein, wenn Schavan von ihrer Dienstreise nach Südafrika zurückkehrt und erstmals nach Entzug ihres Doktortitels ein persönliches Gespräch mit der Kanzlerin möglich ist.
Nein, um Konsequenzen kommt Schavan nicht herum. Verständlicherweise gestresst durch langen Titelkampf und eine 33 Jahre nach dem Fehlverhalten harte Strafe, sollte sie den klaren Blick auf die Realität nicht verlieren: Eine Bildungsministerin, die in ihrer Doktorarbeit abgeschrieben hat, kann kein Vorbild für Schüler, Studenten und Wissenschaftler sein. Ja, Schavan muss auch deshalb gehen, weil sie bei anderen hohe Maßstäbe anlegte. Sie hat als Erste in der Union den Stab über den Abkupferer Karl-Theodor zu Guttenberg gebrochen.
Ja, die CDU-Politikerin steht auch bei der Kanzlerin und ihrer Partei in der Pflicht. Im Bundestagswahlkampf wird sie zur Last, wenn sie vor Gericht um ihre Ehre streitet. Alles, was jetzt von den Parteikollegen an Lob über die 57-Jährige ausgeschüttet wird, hat den kühlen Hauch des Abschieds. Denn schon ist eine Nachfolgerin im Gespräch: Johanna Wanka, die vorzüglich beleumdete Ministerin aus Hannover.
Beate Tenfelde
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