Neue OZ: Kommentar zu Türkei
Israel
Osnabrück (ots)
Stammtisch-Niveau
Recep Tayyip Erdogan ist dafür bekannt, mit markigen Sprüchen zu polarisieren. Scharfe Verbalattacken gegen Israel gehören zu seinem Standardrepertoire. Erst im November hat der türkische Premier Israel als terroristischen Staat bezeichnet und ihm ethnische Säuberungen im Gazastreifen vorgeworfen. Nun nennt er den Zionismus ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dass er damit bei Israel und dessen Verbündeten ein Höchstmaß an Entrüstung auslösen würde, dürfte ihm zweifelsohne bewusst gewesen sein.
Ebenso steht außer Frage, dass der Premier mit dieser hanebüchenen Formulierung übers Ziel hinausgeschossen ist. Erdogans Kompromisslosigkeit drängt Israel in die Opferecke, in der es sich empört geben kann, ohne thematisch Stellung nehmen zu müssen. Dabei wäre eine inhaltliche Debatte darüber, wie zeitgemäß die zionistische Staatsräson angesichts des festgefahrenen Konflikts mit den Palästinensern ist, dringend nötig. Diese Diskussion lässt sich aber nicht auf so einem Stammtisch-Niveau anstoßen, wie Erdogan es gewählt hat.
Doch darum ging es dem türkischen Premier auch nicht. Er bestätigt vielmehr eine Tendenz, die immer offensichtlicher wird: Die Türkei orientiert sich verstärkt gen Osten, nicht gen Westen. Und in einigen Teilen der islamischen Welt fallen israelfeindliche Kommentare bekanntlich auf sehr fruchtbaren Boden. Dafür holt Erdogan gerne immer wieder den verbalen Knüppel raus.
Franziska Holthaus
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