Neue OZ: Kommentar zu Nahost
Osnabrück (ots)
Erschreckende Routine
In Israel wurde Barack Obama mit militärischen Ehren empfangen. Als er auf dem Weg ins Westjordanland war, feuerten militante Palästinenser Raketen aus dem Gazastreifen in seine Richtung. Am zweiten Tag seiner Nahostreise trat die Wut auf den US-Präsidenten zutage. Ein paar Stunden hielt er sich in Ramallah auf. Der kurze Abstecher zeigt, dass sich der mächtigste Mann der Welt nur routinehalber mit dem Konflikt befasst. Obamas Nüchternheit ernüchtert die Palästinenser, die so ihre Hoffnung auf Frieden verlieren.
Wo bleibt eigentlich die für dieses Frühjahr geplante Verhandlungsinitiative? Von einem wiedergewählten amerikanischen Präsidenten muss man an diesem Krisenherd des Globus mehr erwarten. Es ist erschreckend, dass die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern für Obama in den Hintergrund gerückt ist. Sich ständig zur Zwei-Staaten-Lösung zu bekennen und die Palästinenser vor Alleingängen bei den UN zu warnen, hilft nicht. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erkennt, dass sich Obama hier zum Realpolitiker gewandelt hat. Für diesen zählt, nach Waffengängen im Irak und in Afghanistan eine kriegsmüde Nation zu vertreten, die ökonomisch ums Überleben kämpft. Er will anderenorts einen entfesselten Konflikt mit unabsehbaren Folgen vermeiden: Obamas Aufmerksamkeit gilt dem nach der Atombombe strebenden Iran und dem syrischen Bürgerkrieg.
Robin Fehrenbach
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