Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen/Bertelsmann
Osnabrück (ots)
Rückschwenk
Sex sells: Das haben nach dem großen Erfolg der Bertelsmann-Tochter Random House mit den "Fifty Shades"-Romanen alle gelernt, die Bücher für eine aussterbende Gattung hielten. Und obwohl in diesem Fall digitale Verkäufe eine besondere Rolle spielen, bleibt auch das gedruckte Buch gefragt. Der Medienriese besinnt sich dadurch einerseits auf seine Wurzeln, andererseits auch wieder nicht: Mit Büchern begann der Aufstieg von Bertelsmann, allerdings mit christlichen. SM-Lektüre passt nicht recht dazu, wie auch die Thesen von Thilo Sarrazin, einem anderen Ertragsbringer im Bertelsmann-Buchgeschäft. Gut ist, was sich rechnet: Diesem Prinzip folgen die Gütersloher seit Jahren. Da ist es nur konsequent, dass ein Finanzexperte wie Thomas Rabe an der Konzernspitze steht. Vorbei sind die Zeiten, in denen Bertelsmann auf die Zukunft wettete und viel Geld ins Pay-TV oder den Aufbau des Internetgeschäfts steckte. Kaufmännische Vorsicht prägt die Tochter Gruner+Jahr, journalistischer Ehrgeiz muss dahinter zurückstehen. Das war lange nicht so. Und RTL ist zum Spielball geworden: Jetzt sind Miteigner wieder willkommen, obwohl man erst 2007 einen früheren RTL-Großaktionär aus dem Konzern herausgedrängt hat. Rückschwenk lautet die Devise auch im Musikgeschäft, seit sich dort wieder Geld verdienen lässt. Man kann sich auf diese Art durchwurschteln. Sex-Appeal aus Sicht von Investoren erlangt man so nicht.
Norbert Meyer
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