Neue OZ: Kommentar zu Berlin
East Side Gallery
Osnabrück (ots)
Guten Morgen, Herr Bürgermeister
Ein Loch ist im Denkmal: Die weltberühmte Berliner East Side Gallery wird demontiert - und keiner will es gewesen sein. Berlins Regierungschef Klaus Wowereit taucht ab, wie immer, wenn es kritisch wird. Ein profitorientierter Investor schafft Fakten: Im größten noch existierenden Mauerrest Berlins lässt er eine Durchfahrt reißen, um hinter dem Mahnmal auf dem früheren Todesstreifen Luxuswohnungen zu bauen. Und ein grüner Bezirksbürgermeister räumt schamvoll einen Fehler ein. Er billigte die Lücke, um jenseits des Walls eine Brücke zu bauen.
Schlechter hätte es nicht laufen können für den Erhalt des von Künstlern bemalten 1,3 Kilometer langen Mauerabschnitts, der Touristen aus aller Welt anzieht. Zu Recht pocht der Investor auf sein Recht. Seine Pläne lagen lange auf dem Tisch. Es hat sich nur keiner dafür interessiert - erst nach Protesten Tausender Demonstranten wachte Wowereit auf. Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Zu spät.
Wenn jetzt der Regierungschef beleidigt ist und über einen Affront lamentiert, macht er sich lächerlich. Dass Wowereit Mega-Projekte nicht in den Griff bekommt, ist am Beispiel des Berliner Großflughafens sehr drastisch zu sehen. Bei der East Side Gallery gelingt ihm nicht mal ein kleiner Kompromiss. Spät kommen auch die Demonstranten. Und es ist schon beschämend, dass ihnen David Hasselhoff, ein Star seichter US-Serien, aufhelfen muss.
Beate Tenfelde
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