Neue OZ: Kommentar zu Europa/Deutschland
Osnabrück (ots)
Redlichkeit gehört dazu
Politische Freundschaften sind oft nur Zweckbündnisse. Als Angela Merkel im Januar nach Zypern reiste, um dort den konservativen Präsidentschaftskandidaten im Wahlkampf zu unterstützen, ging es der Bundeskanzlerin vor allem um den Zusammenhalt der Euro-Zone. Ihr Gastgeber Nikos Anastasiades versprach, rasch den Weg für den dringend benötigten Euro-Rettungskredit frei zu machen. Proteste gegen Merkel gab es schon damals. Doch die Mehrheit der Zyprer wollte ihren Freund als politisches Oberhaupt.
Die Rettung ist vorerst gelungen, auch auf Kosten von Geldanlegern bei Zyperns maroden Banken. Das Land muss sich wirtschaftlich neu erfinden. Die ersten Milliardenhilfen fließen bereits.
Dankbarkeit dafür darf man nicht erwarten, Redlichkeit aber schon. Dazu gehört es, die jeweiligen Beiträge der Partner bei der Euro-Rettung zu würdigen. Zum einen sind Krisenstaatenbewohner meist keine Faulenzer, die deutschen Steuerzahlern auf der Tasche liegen. Zum anderen haben die Regeln für die Hilfen nichts mit einem Streben nach deutscher Vorherrschaft in Europa zu tun. Sie sind vielmehr unverzichtbar für das Funktionieren einer gemeinsamen Währung.
Wie in Zypern hat Angela Merkel auch in Portugal, Spanien und Griechenland konservative Partner als Regierungschefs. Redlich wäre es, wenn diese sich bei deplatzierten Nazi-Vergleichen deutlicher als bisher vor die Kanzlerin stellen würden.
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