Neue OZ: Kommentar zu Wirtschaftspolitik
Maritime Konferenz
Osnabrück (ots)
Schlimmer als Berlin und Stuttgart
Über den Pannenflughafen in Berlin oder das ausufernde Milliardenprojekt Stuttgart 21 redet ganz Deutschland. Aber über den Nord-Ostsee-Kanal? Die Situation irgendwo da oben bei Dänemark findet im Rest der Republik kaum Widerhall. Der Kanal ist tatsächlich ein Bauwerk von nationaler Bedeutung, und doch verrotten die bundeseigenen Schleusen seit Jahren.
Wer die Folgen der Berliner Ignoranz sehen will, der muss nicht nach Stuttgart oder Berlin reisen. In Brunsbüttel ist er besser aufgehoben. Statt in die Infrastruktur zu investieren, wurde das Bauwerk aus der Kaiserzeit, von gelegentlicher Flickschusterei abgesehen, sich selbst überlassen. Kein Wunder, dass die Vertreter der Küstenländer und ihrer Wirtschaft skeptisch reagierten, als Kanzlerin Merkel sich auf der maritimen Konferenz zum Kanal bekannte. Zumal erst vor Kurzem Verkehrsminister Peter Ramsauer da war. Im Gepäck die Zusage, dass jetzt gehandelt werde. Doch was geschah? Nichts.
Nun steht die Kanzlerin höchstselbst im Wort. Der Umgang mit dem Kanal ist ein Gradmesser dafür, wie ernst es Berlin mit der maritimen Wirtschaft meint. Bislang scheint es sich noch nicht bis in die Bundeshauptstadt herumgesprochen zu haben, dass die mit dem Wasser verbundenen Branchen nicht nur Schlüssel zum Erfolg einer Exportnation, sondern mit einem Jahresumsatz von 54 Milliarden Euro und 400 000 Beschäftigten ein wichtiger volkswirtschaftlicher Faktor sind.
Dirk Fisser
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