Neue OZ: Kommentar zu Cannabis
Osnabrück (ots)
Falsches Signal
Es hat sich eingependelt, dass in den meisten Bundesländern der Besitz von Haschisch für den Eigenkonsum bis zu einer Grenze von sechs Gramm straffrei bleibt. Aber eben nur in den meisten: Rheinland-Pfalz, NRW und Berlin scheren mit deutlich höheren Werten aus.
Dieser Zustand ist weder gerecht noch sinnvoll. Insofern spricht vieles für den Vorstoß von Niedersachsen, eine bundesweit einheitliche Marke zu setzen. Wenn eine bestimmte Menge Cannabis in einem Bundesland Strafverfolgung auslöst, beim Nachbarn aber nicht, kann das niemand nachvollziehen. Spannend wird es erst bei den konkreten Werten. Soll man die Freigrenze erhöhen oder es lieber bei der Sechs-Gramm-Marke, dann aber überall, belassen? Es scheint, dass da die Fronten weniger zwischen den Innenministern der verschiedenen Couleur verlaufen als vielmehr zwischen Realos und dem linken Flügel des rot-grünen Lagers.
Vernünftig erscheint der Vorschlag des Niedersachsen Boris Pistorius, sich in dieser Frage an ausgewiesenen Experten zu orientieren. Erst kürzlich haben Drogenfachleute in Hannover gewarnt, dass sich der Suchtstoff aus der Hippiezeit und das Rauschmittel von heute drastisch unterscheiden und dass der Durchschnittsgehalt des Wirkstoffs THC in Cannabis inzwischen vier- bis zehnmal höher liegt. Wenn aber die Gefahren steigen, setzt man dann nicht mit Lockerungen ein ganz falsches Signal?
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