Neue OZ: Kommentar zu International/Hilfsorganisationen/Rotes Kreuz
Osnabrück (ots)
Finger in der Wunde
Es ist eine alarmierende Entwicklung, die das Internationale Komitee vom Roten Kreuz aufzeigt: In Konflikten wird immer brutaler und rücksichtsloser gekämpft, die Einsätze von Nothelfern in Krisengebieten werden immer gefährlicher. Beispiele für diese bittere Beobachtung liefert der Bürgerkrieg in Syrien Tag für Tag.
So graben sich vor allem grausame Schlachten wie die Belagerung der umkämpften Stadt Al-Kusair ins Gedächtnis, die vor einigen Wochen schließlich den Regierungstruppen in die Hände fiel. Zu Hunderten Verletzten, vor allem Zivilisten, hatten Hilfskräfte keinen Zugang. Nicht weniger schrecklich, aber weniger präsent in der öffentlichen Wahrnehmung ist die alltägliche perfide Praxis sowohl syrischer Rebellen als auch Regierungssoldaten, zivile Einrichtungen skrupellos zu missbrauchen: Menschen als Schutzschilde, Krankenhäuser als Basislager, Wohnviertel als Schlachtfelder. Dieser Krieg hält sich an kein Völkerrecht.
Die Brutalität der syrischen Katastrophe lässt andere Konflikte in den Hintergrund rücken. Daher ist es gut, dass das Rote Kreuz in seinem Jahresbericht auch auf vergessene Krisen aufmerksam macht. Die Öffentlichkeit wendet ihren Blick zu leicht ab vom humanitären Elend. Doch Organisationen wie das Rote Kreuz gehen mutig dahin, wo Not herrscht, um zu helfen. Damit legen sie den Finger in die Wunde - dorthin, wo es der Welt wehtut.
Franziska Kückmann
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