Neue OZ: Kommentar zu Santiago Sierra
Osnabrück (ots)
Umgedeutete Kunst
Die Aktion des Künstlers Santiago Sierra bereitet Unbehagen. Zum einen wird da eine Pappkarton-Skulptur kurzerhand zur Performance zweckentfremdet. So viel Freiheit der Kunst muss nicht jedem Ausstellungsbesucher gefallen. Denn den afrikanischen Wanderarbeitern geht es weniger um die Kunst als um ihr Schicksal und den Wunsch, dauerhaft in Deutschland bleiben zu können. Wenn ihre Aktion Erfolg haben sollte, dürften bald viele Kunstwerke in Deutschland von Flüchtlingen belagert werden.
Man kann es aus Mitgefühl begrüßen, wenn sie auf diesem Weg ein Dach über dem Kopf finden. Man kann aber auch unangenehm berührt von der uminterpretierten Skulptur sein: Menschen in engen, dunklen Kartons - soll damit das Leben auf der Straße oder gleich auch unsere im europäischen Vergleich doch durchaus liberale Einwanderungspolitik angeprangert werden?
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