Neue OZ: Kommentar zu Mohammad Rasoulof und Asghar Farhadi/Iran
Osnabrück (ots)
Kaum berechenbar
Ist der eine Regisseur dem Regime genehm, der andere nicht? Der Iran behandelt seine Filmemacher jedenfalls auffällig ungleich. Mohammad Rasoulof wird mit einem faktischen Reiseverbot belegt, Asghar Farhadi für den Oscar vorgeschlagen. Dahinter steckt jedoch keine Schlamperei, sondern eher Methode.
Denn mit dieser Praxis macht sich das Regime für seine Kulturmacher unberechenbar. Kein Kreativer weiß, wie die Machthaber auf sein Schaffen reagieren werden. Verbot oder Förderung? Die Willkür der Entscheidung erhöht den Druck. Autoritäten, die so gegensätzlich entscheiden, lassen sich nicht auf Kriterien festlegen. Damit erhöhen sie den Druck.
Gleichzeitig wirken die beiden Entscheidungen in Sachen Rasoulof und Farhadi aber auch wie das Abbild einer gespaltenen Gesellschaft. Hier die Unterstützung der Kultur, dort ihre Behinderung: Der aktuelle Film wird zum Gradmesser eines gesellschaftspolitischen Klimas. Auch das ist eine Wirkung von Kultur.
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