Neue OZ: Kommentar zu Verdi
Osnabrück (ots)
Melodien für Millionen
Verdi zieht den Kürzeren. Eindeutig - oder? Anders als Wagner war er kein Exzentriker. Verdi hat seiner Kunst keinen eigenen Tempel errichtet. Im Gegensatz zu seinem deutschen Antipoden polarisiert er kaum. Ebenso wie Wagner feiert der größte Komponist der italienischen Oper seinen 200. Geburtstag. Aber im Gegensatz zu Wagner gibt es nur wenige neue Bücher zu Leben und Werk, keine Neuinszenierung einer seiner Opern, die die Debatte erhitzen würde. Ist Giuseppe Verdi also nur zweiter Sieger im Vergleich des Jubiläumsjahres der Operntitanen?
Nein. Denn Verdi hat den Wettbewerb längst gewonnen. Anders als Wagner hat er Melodien hinterlassen, die Millionen begeistern. Jeder kennt die Musik Verdis - auch jene, die niemals ein Opernhaus betreten. Verdis "Va pensiero" beflügelt die Freiheitswünsche von Menschen bis heute. Welch ein Kontrast zu Wagners Nationalismus und Antisemitismus. Vor allem zeigt uns Verdi Menschen mit Hoffnungen und Zweifeln, keine fernen Heroen und entrückten Helden. Verdis Opern besetzen Jahr für Jahr die Bestenliste der am meisten gespielten Stücke. Das spricht für sich. Auch jetzt.
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