Neue OZ: Kommentar zu Friedenspreis
Osnabrück (ots)
Chronistin schmerzhafter Wirklichkeit
Jetzt hat Swetlana Alexijewitsch mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels jenen hochkarätigen Preis erhalten, der genauer und definierter zu ihrer Art zu schreiben passt als der in seinen Kriterien stets leicht diffuse Literatur-Nobelpreis. Frieden, Menschlichkeit und Völkerverständigung: Diese Anliegen des Friedenspreises sprechen auch in den Büchern der weißrussischen Schriftstellerin eine beredte Sprache.
Es ist nicht einmal die Autorin selbst, die da spricht. Sie lässt jene zu Wort kommen, die unter der einstigen und der zerfallenen Sowjetunion litten und noch leiden. Vielleicht ist eben gerade dieser halbdokumentarische Ansatz ihrer Bücher ein Grund dafür, warum Alexijewitsch in ihrer Heimat Minsk leben, wenn auch nicht veröffentlichen kann: Als Chronistin und Sprachrohr leidender Bürger spiegelt sie Facetten schmerzhafter Wirklichkeit, die keine noch so autoritäre Regierung auf Dauer totschweigen kann und sollte. Ein Gutes könnte der Preis jetzt schon mit sich bringen: Der berechtigte Stolz der Weißrussen auf ihre berühmte und couragierte Schriftstellerin kann Heilsames im Land bewirken.
Christine Adam
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