Neue OZ: Kommentar zu Altersarmut
Osnabrück (ots)
Wenn das Fundament wackelt
Immer wenn alarmierende Entwicklungen wie die steigende Altersarmut mit Zahlen belegt werden, bricht ein Stück des gesellschaftlichen Fundaments weg. Bekannt und gefürchtet ist das Phänomen schon lange, aber erst wenn sich konkrete Auswirkungen zeigen, wird der gravierende gesellschaftliche Wandel mit Händen greifbar.
Dieser Wandel macht vielen Angst: Immer mehr Ruheständler können nicht für sich sorgen, weil ihre Rente allein nicht zum Leben reicht. Dass sich die Zahl der Rentner in Armut seit Beginn des Jahrtausends verdoppelt hat, spricht für sich. Doch dies darf die Menschen nicht resignieren lassen. Der Anstieg der Hilfsbedürftigen lässt sich zum Teil statistisch erklären: Es gibt schlicht mehr Ältere als noch vor zehn Jahren.
Wahr ist aber, dass der Notstand eine Katastrophe mit Ansage ist. Der wachsende Niedriglohnsektor ist politisch durchaus gewollt, gilt er doch nach wie vor als probates Mittel für die Integration von Arbeitslosen. Allerdings ziehen Mini-Löhne Mini-Renten nach sich, ein Teufelskreis, den der Staat dann mit Finanzspritzen durchbrechen muss.
Immer wichtiger wird ein Bewusstsein dafür, dass die Rente eben nicht sicher ist. Die Ersten bekommen das zu spüren. Altsein wird künftig eine komplexe Sache, die rechtzeitig geplant werden muss. An privater Vorsorge wird kaum jemand mehr vorbeikommen. Das alte Fundament wackelt, ein neues muss mehr auf Eigenverantwortung bauen.
Cornelia Mönster
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