NOZ: Interview Medien mit Armin Rohde, Schauspieler
Osnabrück (ots)
Armin Rohde: Schurkenrollen sind dankbarer
Schauspieler hat den Bösewicht im neuen Kölner "Tatort" mit "ekelhaft guter Laune" ausgestattet - Trotz extrem harter Dreharbeiten kein "Nachtschicht"-Ende in Sicht - "Anflüge von Selbstmitleid"
Osnabrück.- Schauspieler Armin Rohde gibt in seinen Filmen lieber den Schurken als den Guten: "Es sind einfach die dankbareren Rollen," sagte der 60-Jähriger in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Diese Typen, die sich eben nicht an Regeln und Gesetze halten, sind spannender zu spielen. Den netten Nachbarsjungen habe ich nie draufgehabt, da weiß ich bis heute nicht, wie das geht."
Für seinen Auftritt als haftentlassener Schwerverbrecher Ralf Trimborn in der Kölner "Tatort"-Folge "Dicker als Wasser" an diesem Sonntag brachte sich Rohde deshalb in die Figurenzeichnung mit ein: "Ich hatte für diese Rolle die Idee, den Trimborn mit einer penetrant guten Laune auszustatten. Es gibt diese Leute, die haben immer nur gute Laune, obwohl sie ständig Scheiße bauen. Denen kommt man nicht an die Karre. Er ist noch widerlicher dadurch, dass er bei all diesen schlimmen Sachen, die er macht, ständig diese ekelhaft gute Laune hat."
Trotz seiner Vorliebe für Schurkenrollen spielt Rohde seit zwölf Jahren in der ZDF-Krimireihe "Nachtschicht" den Hamburger Ermittler Erich Bo Erichsen - und will auch trotz aller Widrigkeiten bei den Dreharbeiten nicht davon lassen: "Wir drehen immer im Winter mit vielen Nachtdrehs bei Eiseskälte draußen in Hamburg. Und wenn ich dann mal wieder so einen Dreh geschafft habe, frage ich mich schon, ob ich das noch weitermachen will oder ob es zu anstrengend und bitter ist. Aber sobald ich mich einigermaßen aufgewärmt und ausgeschlafen habe, verspüre ich schon wieder Lust aufs nächste Mal."
Besonders machen dem Schauspieler bei den "Nachtschicht"-Drehs die Temperaturen zu schaffen: Wir haben Kostüme an, die den Außentemperaturen eigentlich nicht angemessen sind. Wenn's nachts um halb vier minus fünf Grad ist am Hamburger Hafen, dann kann ich trotzdem nicht in dicker Daunenjacke oder Pelzmantel vor die Kamera gehen, sondern habe das Hemd genauso offen wie in der Einstellung davor, als ich noch im Kommissariat gesessen habe." Wegen der Kälte greife das "Nachtschicht"-Team zu einem besonderen Trick, berichtete Rohde weiter: "Wir müssen Eiswürfel lutschen, damit der Atem nicht die ganze Zeit zu sehen ist. Und die Gesichtsmuskulatur friert so ein, dass es wirklich schwierig wird zu artikulieren. Wir drehen wochenlang immer nur nachts, und ich weiß an jedem Abend: Ich werde frieren bis auf die Knochen. Da gibt's schon mal Anflüge von Selbstmitleid."
Die nächste "Nachtschicht"-Folge strahlt das ZDF am Montag, 27. April, um 20.15 Uhr aus.
Armin Rohde hatte Bammel vor dem 60. Geburtstag
"Zahl klingt so ungeheuer erwachsen und seriös" - Als jugendlicher Bücherwurm fühlte er sich einsam im Ruhrgebiet - Studium mit Porno-Synchronisationen finanziert
Osnabrück.- Schauspieler Armin Rohde hat seinen 60. Geburtstag über Ostern mit einigem Unbehagen gefeiert: "Vor meinem geistigen Auge tauchte dauernd dieses goldbeklebte Pappschild mit einem Lorbeerkranz und einer 60 in der Mitte auf, das in irgendeinem Lokal mit Seeblick auf dem größten Tisch hinten in der Ecke steht. Und am Eingang steht ein Kellner und fragt, ob man Sekt mit Orangensaft möchte," sagte Rohde der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Außerdem klinge 60 "so ungeheuer erwachsen und seriös," sagte der Schauspieler weiter. "Da ist es schwer bis unmöglich, jemanden noch davon zu überzeugen, dass man eigentlich ein etwas alt geratener Junge ist."
Vor 50 Jahren, als Zehnjähriger, sei er "ein stiller Junge und Bücherwurm" gewesen, berichtete Rohde. "Was mich manchmal einsam macht im Ruhrgebiet, ist: Ich habe mit Fußball nichts am Hut. Wenn die anderen auf den Bolzplatz gegangen sind, habe ich mit irgendeinem Comic oder Buch in der Ecke gelegen. Mit zehn Jahren habe ich die klassischen Götter- und Heldensagen des Altertums gelesen."
Später habe er dann sein Schauspielstudium unter anderem mit dem Synchronisieren von Pornofilmen finanziert, bekannte Rohde: "Für so einen 70-Minuten-Porno gab es damals 400 Mark, das war viel Geld. Dafür habe ich dann elf Stunden am Mikrofon gestanden, geächzt, gestöhnt und Sauereien erzählt. Aber 400 Mark bar auf die Kralle war eben genauso viel wie mein monatliches Bafög." Vielleicht, so Rohde weiter, "machen sich ja mal ein paar Leute auf die Suche nach den Filmen, in denen irgendein Pornoheld mit meiner Stimme rumstöhnt."
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