NOZ: Gespräch mit Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation "Cap Anamur"
Osnabrück (ots)
Neudeck zeigt Verständnis für Feiern in Vietnam 40 Jahre nach Sieg über die USA
"Situation vietnamesischer und afrikanischer Bootsflüchtlinge vergleichbar" - "Gesellschaft im Land ist gespalten"
Osnabrück.- Der Gründer der Hilfsorganisation "Cap Anamur", Rupert Neudeck, äußert Verständnis dafür, dass Vietnam an diesem Donnerstag das Kriegsende und den Sieg über die USA vor 40 Jahren feiert. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte Neudeck: "Die Feier ist wahrscheinlich unumgänglich, denn es war ein gewaltiger historischer Sieg eines Landes der Dritten Welt über die Supermacht der westlichen Welt." Doch die Erinnerung an den militärischen Sieg des kommunistischen Regimes über die USA am 30. April 1975 werde nicht die Spaltung Vietnams überwinden. Nach dem Sieg sei die Gesellschaft des Landes in zwei Teile zerfallen, die beide bis heute eine gesamtvietnamesische Versöhnung ablehnten. Neudeck hält die Situation der vietnamesischen Bootsflüchtlinge im südchinesischen Meer für vergleichbar mit jener der afrikanischen Flüchtlinge im Mittelmeer: "Europa kann sich niemals erlauben, dass es Menschen einfach vor seinen Augen als Zuschauer zugrunde gehen lässt. Das war damals so und das ist heute so." In Vietnam sei es seinerzeit schwieriger als heute in Afrika gewesen, die Fluchtursachen zu bekämpfen. "Wir hatten ja damals keine Möglichkeit, in Vietnam selbst etwas humanitär oder politisch zu tun." Unter dem kommunistischen Regime seien bis zu fünf Millionen Menschen verfemt worden, die mit Vertretern kapitalistischer Länder Kontakt gehabt hätten. "Cap Anamur" habe erst ab 1988 in Vietnam helfen können, nachdem die letzte Rettungsaktion auf dem Meer im Juni 1987 aufgehört hatte. Der gemeinnützige Verein "Cap Anamur - Deutsche Not-Ärzte e.V." mit Sitz in Köln wurde 1979 von Rupert Neudeck und seiner Frau Christel gegründet. Anlass dafür waren vietnamesische Flüchtlinge, die 1979 über das südchinesische Meer fliehen wollten und mit ihren überladenen Booten in Lebensgefahr gerieten. Mehr als 10.000 Menschen konnten nach Angaben des Vereins gerettet werden.
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