NOZ: Arbeitgeber: Künftige Bundesregierung muss mehr Wirtschaft wagen
Osnabrück (ots)
Arbeitgeber: Künftige Bundesregierung muss mehr Wirtschaft wagen
Präsident Kramer warnt vor Folgen steigender Lohnzusatzkosten
Osnabrück. Die Arbeitgeber fordern mit Blick auf die Bundestagswahlen 2017, eine künftige Bundesregierung müsse "mehr Wirtschaft wagen". Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sagte in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag): "Zwar geht es uns wirtschaftlich relativ gut. Doch ist das kein Selbstläufer. Andere Länder holen auf. Es ist eine große Herausforderung, unsere technologischen Vorsprünge zu verteidigen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken."
Kramer forderte, die Arbeitszeitordnung zu lockern, Bürokratie abzubauen und Lohnzusatzkosten zu begrenzen. "Das sind die Ziele, an denen wir eine künftige Bundesregierung messen werden." Lange Jahre habe die Übereinkunft gegolten, dass die Lohnzusatzkosten unter 40 Prozent bleiben sollten. "Doch wenn man jetzt alle Vorschläge zusammen nimmt, die gerade gemacht werden, werden wir in Zukunft locker auf 45, wenn nicht 50 Prozent kommen." Davor könne er nur warnen, denn das schwäche die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und gefährde Arbeitsplätze. "Diese Grenze zu verletzen, wird sich als fatal erweisen", sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA).
Kramer drängte zudem auf mehr Fachkräfte aus dem Ausland: "Wenn wir unsere Leistungsfähigkeit erhalten wollen, müssen wir über qualifizierte Zuwanderung von Fachkräften in den Arbeitsmarkt auch aus Nicht-EU-Staaten reden." Politiker aller Parteien täten das im Moment aber nicht gerne, weil qualifizierte Zuwanderung mit Flüchtlingspolitik gleichgesetzt werde.
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Arbeitgeberpräsident fordert flexiblere Tarifverträge
"Die Menschen wollen individuell arbeiten" - Lob für Nahles
Osnabrück. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer fordert angesichts der fortschreitenden Digitalisierung spezielle Tarifverträge und neue Öffnungsklauseln. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte Kramer: "Arbeit in der digitalen Welt bringt Veränderungen mit sich: Ich glaube, viele der Menschen, die in diesen modernen Strukturen arbeiten, empfinden starre Regelungen eher als Einengung denn als Vorteil. Sie wollen stattdessen individuell arbeiten, weil sie eine individuelle Tätigkeit haben."
Kramer sagte voraus, die Zukunft werde in der digitalen Wirtschaft bestimmt sein von Gruppenarbeit sowie Vertrauensarbeitszeit und nicht von Stechuhren. "Hier müssen neue und spezielle Flächentarifverträge auch auf die Digitalisierung reagieren, flexibler werden und Öffnungsklauseln bieten." Darauf müssten sich die Gewerkschaften einstellen.
Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände begrüßte zugleich die Pläne von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), die Arbeitszeitgesetze zu flexibilisieren. Nahles setzte damit auf das richtige Thema, sagte Kramer und betonte: "Es ist das erste Mal, dass aus einem Ministerium eine solche Öffnung überhaupt in den Raum gestellt wird." Das mache Hoffnung, weil die Wirtschaft so die Chance bekomme, flexibel auf die Veränderungen durch die Digitalisierung und die vernetzte Industrie zu reagieren. Kramer forderte: "Es muss mehr Flexibilität bei Regelungen wie dem Acht- Stunden-Tag und den elf Stunden Ruhezeit geben."
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