NOZ: Parzinger will im Berliner Humboldt Forum auch Raubkunst zeigen
Osnabrück (ots)
Parzinger will im Berliner Humboldt Forum auch Raubkunst zeigen
Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Provenienzforschung braucht viel Geld und Zeit
Berlin. Hermann Parzinger hat angekündigt, im Berliner Humboldt Forum auch Raubkunst zeigen zu wollen. "Wir werden im Humboldt Forum auch ganz bewusst Exponate ausstellen, die als Folge von Kolonialkriegen in die Sammlung gekommen sind", sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Dabei soll anhand einschlägiger Objekte insbesondere am Beispiel des Maji-Maji-Krieges von 1905 bis 1907 in Tansania das Unrecht deutscher Kolonialherren dargestellt werden. Nach den Worten Parzingers soll die Geschichte dieses Völkermords in Zusammenarbeit mit Experten aus Tansania dargestellt werden.
Schnellen Rückgaben von Exponaten, die im Gefolge von Kolonialherrschaften in die Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gekommen sind, erteilte Parzinger hingegen eine Absage. "Provenienzforschung braucht viel Geld und Zeit. Manche Aktivisten fordern schnelle Rückgaben. Aber so einfach ist das nicht, weil die Sammlungen auf sehr unterschiedlichen Wegen zustande gekommen sind. Auch wenn früher nicht jede Erwerbung auf Augenhöhe abgelaufen ist, muss sie deshalb nicht automatisch unrechtmäßig gewesen sein", sagte Parzinger. Mit einer "Taktik der Verschleierung und Verzögerung" habe das nichts zu tun.
Zurückhaltend reagierte Parzinger auf den Vorstoß des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, der angekündigt hatte, Museumsexponate aus Afrika in großem Stil an die Herkunftsländer zurückgeben zu wollen. "Wir werden sehen, welche Objekte an wen mit welchen Argumenten zurückgegeben werden. Es wäre wichtig, sich darüber international auszutauschen", sagte Parzinger und plädierte in diesem Punkt für eine deutsch-französische Initiative. Nicht in jeden Fall sei die Rückgabe angezeigt. "Es ist auch denkbar, Exponate auszutauschen oder Ausstellungen auf Reisen zu schicken. Wichtig ist, dass es zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern kommt", sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz abschließend.
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