NOZ: AKW Brokdorf: Stromproduktion für mehr als 1000 Stunden gedrosselt
Osnabrück (ots)
AKW Brokdorf: Stromproduktion für mehr als 1000 Stunden gedrosselt
Grüne kritisieren Leistungsreduktion - Kotting-Uhl: "Gefährlicher Unsinn"
Osnabrück. Das Atomkraftwerk Brokdorf musste 2016 und Anfang 2017 auf Anweisung der Netzbetreiber im Durchschnitt alle drei Tage seine Stromproduktion drosseln und anschließend wieder erhöhen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). Die Produktion von Atomstrom wird dann heruntergefahren, wenn besonders viel Ökostrom vorhanden ist, weil der Wind stark weht oder die Sonne scheint. Im Meiler Brokdorf war das Herauf- und Herunterfahren allerdings eine der Ursachen dafür, dass Brennstäbe ungewöhnlich schnell oxidierten. Die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, sprach in diesem Zusammenhang von einem "gefährlichen Unsinn, der endlich beendet werden muss".
Laut Bundeswirtschaftsministerium gab es in Brokdorf allein 2016 insgesamt 126 Maßnahmen zur Leistungsreduktion, deren Gesamtdauer sich auf 950 Stunden belief, also rechnerisch etwa 40 Tage. Im Januar und Februar 2017 waren weitere 19 Eingriffe nötig mit einer Dauer von 191 Stunden. Kraftwerksbetreiber Preußen Elektra verwies darauf, dass Brokdorf nicht nur gedrosselt werde, sondern auch einspringe, wenn nicht genügend Ökostrom vorhanden sei. Ähnlich flexibel seien ansonsten nur Kohlekraftwerke. Deren Betrieb würde aber zu höheren CO2-Emissionen führen. "Immerhin erspart das Kernkraftwerk Brokdorf pro Jahr elf Millionen Tonnen CO2", so eine Sprecherin.
Brokdorf soll Ende 2021 im Zuge des Atomausstiegs vom Netz genommen werden. 2022 folgen mit Neckarwestheim II in Baden-Württemberg, Isar II in Bayern und dem Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen die letzten verbliebenen Meiler in Deutschland. Die Zukunft der Atomkraft in Deutschland ist am Mittwoch auch Thema im Umweltausschuss des Bundestages. Kotting-Uhl sprach sich in diesem Zusammenhang für die Einführung einer verfassungskonformen Brennelementesteuer aus. Eine erste Variante hatte das Verfassungsgericht gekippt.
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