NOZ: Deutschland-Chef weist Kritik an angeblicher Monopolstellung zurück
Osnabrück (ots)
20 Jahre Amazon: Deutschland-Chef weist Kritik an angeblicher Monopolstellung zurück
Ralf Kleber sieht sein Unternehmen in einem gesunden Wettbewerb -"Kunden haben große Auswahl"
Osnabrück. Ralf Kleber, Deutschland-Chef des Online-Handelsriesen Amazon, wehrt sich gegen Kritik, das Unternehmen habe eine Monopolstellung im elektronischen Handel inne. "Die Sichtweise hält den Fakten nicht stand", sagte Kleber in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wir stehen in einem gesunden und engen Wettbewerb mit vielen Unternehmen, und die Kunden haben heute eine große Auswahl an Anbietern im Onlinehandel", sagte Kleber weiter. Auch der stationäre Handel sei nach wie vor stark. "Der Onlinehandel macht in Deutschland erst gut 10 Prozent am Einzelhandel aus. Es liegt eine ziemlich große Spielwiese vor uns, auf der Platz für ganz viele Unternehmen ist", sagte der Manager. "Die Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen."
Amazon nahm vor 20 Jahren, am 15. Oktober 1998, den Betrieb in Deutschland auf. Aufgrund seiner inzwischen erreichten Marktmacht steht der Handelsriese immer wieder in der Kritik. Die am Mittwoch dieser Woche vorgestellte Analyse des Forschungs- und Beratungsinstituts EHI und des Statistikportals Statista zeigt die Lage in Zahlen. Auf rund 42,8 Milliarden Euro haben sich die E-Commerce-Erlöse der 1000 umsatzstärksten deutschen Onlineshops im vergangenen Jahr summiert. Rund 20 Prozent davon (8,8 Mrd. Euro) entfielen auf Amazon und damit selbst ohne den Umsatz externer Händler auf seiner Plattform fast dreimal so viel wie die knapp 3 Mrd. Euro Umsatz von otto.de. Auf Platz drei folgt Zalando mit 1,3 Mrd. Euro E-Commerce-Umsatz. Der Präsident des Handelsverbands Deutschland, Josef Sanktjohanser, sieht das Kartellamt laut "Handelsblatt" zum Handeln veranlasst.
Kleber verwies gegenüber der NOZ darauf, dass ein verzerrter Eindruck entstehe, weil man Amazon "an vielen Ecken" begegne. Das Unternehmen hostet beispielsweise Unternehmensdaten im großen Stil, ist in die Medienproduktion eingestiegen und entwickelt technologische Produkte beispielsweise mit der sprachgesteuerten Assistenz-Software Alexa. Dies passe zur Firmenstrategie: "Sprichwörtlich möchte Amazon in jeder Disco auf der Tanzfläche mittanzen, in der gute Musik gespielt wird. Wo immer wir sehen: Das passt zu uns, hier können wir mit unserem Know-how und auf Basis von Internet-Technologien und -Services Innovation vorantreiben, gehen wir gerne mit rein", erklärte Kleber.
Insgesamt erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2017 in Deutschland etwa 15 Milliarden Euro Umsatz.
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Ralf Kleber: Modebranche ist das beste Training für die Digitalwirtschaft
Der Amazon-Deutschland-Chef über sein Erfolgsgeheimnis nach 16 Jahren an der Spitze
Osnabrück. Die Fluktuation auf Chefposten in Deutschland ist hoch, in Tech-Firmen noch einmal mehr. Nicht so bei Amazon Deutschland: Vor 20 Jahren, am 15. Oktober 1998, ist der deutsche Ableger des US-Handelsriesen gestartet. Seit 19 Jahren ist Ralf Kleber im Unternehmen, die letzten 16 Jahre an der Spitze. Damit ist der 51-jährige Familienvater der dienstälteste Länderchef von Amazon. Sein Erfolgsrezept? "Dass man Spaß an dem hat, was man tut", sagte Kleber im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Wenn man dann noch Fortschritte sieht und auch mal positives Feedback bekommt, hilft das."
Digitalisierung versteht er dabei weniger als eine Frage von Technologie. "Es geht in erster Linie um die Bereitschaft, sie mit Mut und Unternehmertum anzupacken." Der Betriebswirt aus Kaiserslautern war zuvor zehn Jahre Controller für das internationale Geschäft der Luxusmode-Marke Escada. Der Weg in Richtung Internet-Unternehmen lag da nicht nahe. "Ich habe einen kaufmännischen Hintergrund und bin eigentlich nie ein klassischer Mode-Mensch gewesen. Bei Amazon haben mich ebenfalls kaufmännische Aspekte angesprochen, die zu meiner Laufbahn und meiner Ausbildung passten", sagte Kleber. Und die "großartige und doch einfache Idee" des Online-Handels, die zu seinem Entdeckergeist gepasst habe.
Der Weg von Amazon-Deutschland sei nicht vorgezeichnet gewesen, sagte Kleber. "Stattdessen haben wir gesagt: Das Internet ist ein großes Ding, lasst uns damit was machen. Wir wussten zwar noch nicht genau was. Und wir ahnten, es könnte ein bisschen länger dauern und furchtbar viel Geld kosten. Aber wir ahnten auch: das wird toll, etwas vollkommen Neues", erzählte Kleber aus Anlass des Unternehmensstarts vor 20 Jahren weiter.
Für ihn selbst sieht er die Zeit in der Mode-Branche als gutes Training, das ihm half, Amazon in Deutschland aufzubauen und sich an der Spitze zu halten. "Ich meine vor allem die schnellen Entscheidungen, die in der Modebranche getroffen werden." Bei zwei Kollektionen pro Jahr, in die fast das gesamte Kapital gesteckt werde, schließe man in gewisser Weise eine Wette auf die Zukunft ab. "Diese Risikobereitschaft und die Tatsache, dass man nicht zurück sondern nach vorne schaut, braucht man auch in der Digitalwirtschaft", sagte Kleber.
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