Geplantes Verbot von Werkverträgen: Fleischwaren-Präsidentin zweifelt an Durchsetzungsfähigkeit
Osnabrück (ots)
Geplantes Verbot von Werkverträgen: Fleischwaren-Präsidentin zweifelt an Durchsetzungsfähigkeit
Dhem genervt von Problemen in eigener Branche - "Können keine Löhne zahlen wie Autoindustrie"
Osnabrück. Sarah Dhem, Präsidentin des Bundesverbandes der Fleischwarenindustrie, ist skeptisch, dass das von der Bundesregierung angekündigte Verbot von Werkverträgen in der Fleischwirtschaft so umgesetzt werden kann. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte Dhem: "Ich habe starke Zweifel, dass sich das Verbot bezogen auf nur eine einzige Branche so durchsetzen lässt." Die Verbandschefin sagte, Werkverträge kämen nicht nur in Schlachthöfen, sondern auch in nachgelagerten Unternehmen der Fleischwirtschaft wie etwa Wurstfabriken zum Einsatz.
Werde der Werkvertrag verboten, stünden einige Unternehmen "vermutlich kurzfristig vor erheblichen Personalproblemen". Ihre Branche könne keine hohen Stundenlöhne wie beispielsweise Automobilhersteller zahlen, da könne die Fleischwirtschaft nicht mithalten. Dhem sagte: "Beim Handy guckt kein Mensch auf den Preis, beim Essen aber wird gespart. Und das ist der Grund, warum Fleischwirtschaft nicht so gut bezahlen kann wie andere Branchen."
Die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Fleischwirtschaft waren im Zuge der Corona-Krise in die Kritik geraten. In mehreren Schlacht- und Zerlegebetrieben war es zu massenhaften Ausbrüchen unter den Arbeitern gekommen. Viele von ihnen werden von Subunternehmen in die Betriebe geschickt und leben in Sammelunterkünften. Die Bundesregierung reagierte auf die Vorfälle und kündigte ein Verbot der Werkverträge speziell für die Fleischwirtschaft an.
Dhem sagte zu den Problemen: "Wir müssen da ganz klar etwas ändern. Es nervt mich einfach, dass es die Branche nicht schafft, Ordnung reinzukriegen." Schwarze Schafe in der Fleischwirtschaft machten immer wieder "mittelständischen, ordentlich arbeitenden Betrieben" das Leben schwer. Gute und einheitliche Kontrollen seien daher wichtig, so die Unternehmerin aus Niedersachsen.
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Fleischwaren-Präsidentin: Mit Corona hat sich Hype um vegane Burger erledigt
Wurst-Fabrikantin sieht Veggie-Thema "wieder auf Sparflamme, und das ist auch gut so"
Osnabrück. Der Boom von Fleischersatz-Produkten ist nach Überzeugung von Sarah Dhem, Präsidentin des Bundesverbandes der Fleischwarenindustrie, mit der Corona-Krise vorüber. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) sagte Dhem über Veggie-Burger und Co.: "Wenn wirkliche Probleme auftauchen, haben die Menschen anderes zu tun, als sich intensivst auf moralischer Ebene mit ihrer Ernährung auseinanderzusetzen. Das Thema läuft jetzt wieder auf Sparflamme, und das ist auch gut so." Der Hype um veganen Fleischersatz sei zwar vor der Krise groß, der Absatz der Fleischalternativen aber vergleichsweise gering gewesen.
Dhem sagte, sie mache sich keine Sorgen, dass die Ersatzprodukte eines Tages traditionelle Fleischwaren verdrängen könnten. "Gucken Sie sich doch mal die Zutatenliste vieler veganer Produkte an. Da sind unsere Fleischprodukte deutlich nahrhafter, und spätestens beim Thema Genuss liegen wir mit Wurst und Fleisch dann vorne", sagte Dehm. Die Chefin eines mittelständischen Fleischwarenherstellers aus Niedersachsen betonte, wenn ihre Branche auf aktuelle Debatten wie die ums Tierwohl gute Antworten finde, "dann gibt es kein gutes Argument mehr, das gegen Fleischkonsum spricht."
Die Wurst- und Fleischwarenproduzenten in Deutschland hätten indes kaum von den Corona-Hamsterkäufen der vergangenen Monate profitiert. Dhem sagte, vom Mehr-Umsatz sei wenig übrig geblieben: "Unterm Strich gab es zwar anfangs eine höhere Nachfrage. Aber alles, was gehamstert wurde, muss auch irgendwann aufgegessen werden. Das drückt jetzt den Absatz." Zudem sei die Produktion unter Corona-Bedingungen teurer. Die Preise für Fleischprodukte seien aber anders als bei Klopapier oder Mundschutz nicht angehoben wurden.
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