Niedersachsens Agrarministerin zu geschlossenen Schlachthöfen: Derzeit drohen keine Nottötungen in Ställen
Osnabrück (ots)
Niedersachsens Agrarministerin zu geschlossenen Schlachthöfen: Derzeit drohen keine Nottötungen in Ställen
Otte-Kinast spricht sich für Wiederanfahren des Putenschlachthofs in Wildeshausen aus
Osnabrück. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast geht davon aus, dass sich akute Tierschutzprobleme nach den coronabedingten Schlachthofschließungen abwenden lassen. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte die CDU-Politikerin: "Ich möchte auf keinen Fall, dass Tiere gekeult werden müssen, weil die Schlachthöfe geschlossen sind. Derzeit droht das nicht." Das Thema treibe sie um, sie befände sich dazu permanent in Gesprächen. Putenbrütereien würden derzeit weniger Puten ausbrüten als üblich, um überfüllte Ställe zu vermeiden.
Neben dem Schweineschlachthof des Tönnies-Konzerns in Rheda-Wiedenbrück produziert zurzeit auch der zum Wiesenhof-Mutterkonzern gehörende Putenschlachthof Geestland im niedersächsischen Wildeshausen nicht. Der zuständige Landkreis Oldenburg hatte die gesamte Belegschaft per Allgemeinverfügung bis zum 10. Juli, 24 Uhr, in Quarantäne geschickt, nachdem mehrere Arbeiter positiv auf Corona getestet worden waren. Otte-Kinast sagte, sie habe Verständnis für die Entscheidung des zuständigen Landkreises. "Aber jetzt könnte die Schlachtung langsam wieder hochgefahren werden. Die Situation scheint im Griff." Geestland schlachtet nach eigenen Angaben bis zu 40.000 Puten am Tag. Die Tiere werden derzeit auf andere Schlachthöfe verteilt.
Ein Sprecher der Kreisverwaltung in Oldenburg teilte der "NOZ" mit, der Betrieb könne am Samstag, 11. Juli, wieder aufgenommen werden. Es dürften aber nur diejenigen Arbeiter zurück in den Betrieb, die zuvor negativ auf das Coronavirus getestet worden sind. Das Gesundheitsamt des Landkreises wolle daher am Freitag ab 8 Uhr die gesamte Belegschaft untersuchen.
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Niedersachsens Agrarministerin: Brauchen Systemwechsel bei der Fleischerzeugung
"In jeden Landkreis gehört ein Schlachthof" - Otte-Kinast für Werkvertragsverbot
Osnabrück. Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hat sich für einen grundsätzlichen Wandel bei Fleischproduktion und -konsum ausgesprochen. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte sie mit Blick auf die in die Kritik geratene Fleischerzeugung: "Da brauchen wir einen Systemwechsel." Die Corona-Pandemie mache deutlich, dass es so wie bislang künftig nicht weitergehen könne, man müsse "weg von immer größer und immer mehr".
Otte-Kinast beklagte, dass es teilweise ganze Landkreise in Niedersachsen gebe, in denen kein einziger Schlachter mehr zu finden sei. Das erschwere nicht nur regionalen Konsum, sondern verlängere auch Tiertransporte. Sie sagte: "In jeden Landkreis gehört ein Schlachthof." Die Bundesregierung müsse vor diesem Hintergrund strenge Auflagen für kleinere Betriebe auf den Prüfstand stellen. Es gelte, regionale Wertschöpfungsketten zu ermöglichen.
Otte-Kinast stellte sich indes hinter das von der Bundesregierung angekündigte Werkvertragsverbot in der Fleischwirtschaft. "Ich bin absolut dafür und hoffe, dass das so gelingt. Das ist ein unhaltbarer Zustand, was da in und um die Schlachthöfe passiert." Otte-Kinast sagte, sie habe den Eindruck, das sei auch der Branche klar geworden, sie erhalte viele Zuschriften mit entsprechenden Zusagen von Fleischunternehmern, Personal fest anzustellen. "Wer am Markt bestehen will, muss sich ändern. Allein auf Freiwilligkeit will ich hier aber nicht setzen."
Die CDU-Politikerin sprach sich auch für eine stärkere Ernährungsbildung bei Kindern und Jugendlichen aus. "Ich komme aus der Generation Sonntagsbraten. Wir wissen Fleisch nicht nur wertzuschätzen, sondern auch ordentlich zuzubereiten." Dieses Wissen müsse auch jüngeren Generationen vermittelt werden. Die Verbraucher müssten sich generell fragen: "Wollen wir diese Art der Fleischproduktion? Wollen wir diese Menge an Fleischverbrauch? Ich denke nicht."
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