Arbeiten im Homeoffice: DGB beharrt auf Rechtsanspruch der Beschäftigten
Osnabrück (ots)
Arbeiten im Homeoffice: DGB beharrt auf Rechtsanspruch der Beschäftigten
Hoffmann: "Mobiles Arbeiten braucht verlässliche Rahmenbedingungen"
Osnabrück. In der Diskussion um Arbeit im Homeoffice beharren die Gewerkschaften trotz scharfer Kritik der Arbeitgeber auf einem Rechtsanspruch der Beschäftigten. DGB-Chef Reiner Hoffmann sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Es ist doch völlig klar, dass einige Berufe sich nicht fürs Homeoffice eignen. Die Pflege muss am Menschen erbracht werden, und auch auf dem Bau wird man nicht zu Hause arbeiten können." Dennoch könne es nicht ausschließlich ins Ermessen der Arbeitgeber gestellt sein, ob Beschäftigte ihre Ansprüche auf mehr Zeitsouveränität erfüllen können. Daher halte er einen Rechtsanspruch auf Homeoffice für richtig.
Das mobile Arbeiten hat nach den Worten von Hoffmann in einer Geschwindigkeit zugenommen, die vor der Corona-Pandemie nicht vorstellbar gewesen sei. Der DGB-Chef betonte: "Hier sehen wir Chancen: mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr Zeitsouveränität. Mobiles Arbeiten braucht aber auch verlässliche Rahmenbedingungen, die vor Entgrenzung der Arbeit und Überlastung der Beschäftigten schützen."
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hatte dagegen unlängst betont, es sei "blanker Unsinn, wenn das Arbeitsministerium per Gesetz ein Recht auf Homeoffice schaffen will". Ein Arbeitgeber müsse sein Unternehmen so organisieren können, wie es dem ganzen Betrieb mit seinen verzahnten Abläufen diene - "und nicht ausschließlich, wie es dem einzelnen Mitarbeiter dient".
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DGB fordert für Europa soziale Mindeststandards über deutschem Niveau
Hoffmann: Leistungen wie Hartz IV reichen nicht aus
Osnabrück. Die Gewerkschaften drängen auf neue soziale Mindeststandards in der EU deutlich über dem deutschen Niveau. DGB-Chef Reiner Hoffmann sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wir brauchen eine Mindestsicherung, die den Menschen auch in Krisenzeiten ein menschenwürdiges Leben ermöglicht." Leistungen wie Hartz IV in Deutschland reichen nach den Worten von Hoffmann dazu nicht aus. Er betonte, jenseits der nationalen Besonderheiten müsse der Grundsatz gelten, "dass Menschen in Not nicht ausgegrenzt werden und ihre soziale Teilhabe gesichert ist".
Kritisch äußerte sich Hoffmann auch über das Arbeitslosengeld in der EU und in Deutschland. Im Moment liege die sogenannte Ersatzquote bei Arbeitslosigkeit im Schnitt der Europäischen Union bei 55 Prozent des Nettoerwerbseinkommens. Das sei viel zu wenig, sagte der DGB-Vorsitzende. Er betonte: "Wir wollen deutlich mehr, zumal selbst das deutsche Arbeitslosengeld I mit 60 beziehungsweise 67 Prozent vom Netto in vielen Fällen nicht verhindert, dass die Menschen unter die Armutsschwelle fallen. Das verträgt sich nicht mit einer sozialen Marktwirtschaft."
Zur Finanzierung notwendiger Investitionen etwa in die digitale Infrastruktur und die Verkehrswende in Europa plädierte Hoffmann dafür, die Stabilitätskriterien des Maastrichter Vertrags dauerhaft zu ändern. Er betonte: "Bisher darf der öffentliche Schuldenstand nicht mehr als 60 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung betragen. Künftig sollten es 80 Prozent sein."
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