All Stories
Follow
Subscribe to Neue Osnabrücker Zeitung

Neue Osnabrücker Zeitung

Scharping: "Afghanistan-Einsatz war nicht vergebens"

Osnabrück (ots)

Scharping: "Afghanistan-Einsatz war nicht vergebens"

Ex-Verteidigungsminister sieht Idee eines nationalen Sicherheitsrats für Deutschland skeptisch - Differenzierten Blick auf den Islam angemahnt

Osnabrück. Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping hält die internationale Afghanistan-Mission trotzt des unrühmlichen Endes nicht für vergebens. "Ich denke, dass die Befreiung unserer Gesellschaften von unmittelbar bedrohlichen terroristischen Anschlägen ein Gewinn ist, den wir vor allem unserem Militär verdanken", sagte Scharping im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch die Erfahrungen, die eine Generation während der vergangenen zwei Jahrzehnte in Afghanistan habe sammeln können, seien "alles andere als vergeblich" gewesen. "Wenn man sich anguckt, wie das Umfeld 2001 nach fünf Jahren brutalstem Taliban-Regime war und wie sich das Umfeld jetzt entwickelt, dann kann man da auch Unterschiede sehen. Das sollte man zu nutzen versuchen", sagte Scharping.

Forderungen aus der Union und der FDP, als Lehre aus dem Afghanistan-Desaster der vergangenen Wochen einen nationalen Sicherheitsrat einzurichten, um Krisen besser begegnen zu können, steht Scharping skeptisch gegenüber. "Manche in Deutschland neigen leider dazu, auf inhaltliche Fragen zuerst organisatorische Antworten zu geben", sagte Scharping der "NOZ". Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sei die damalige Regierung Schröder angesichts einer nie dagewesenen Extremsituation innerhalb weniger Stunden in der Lage gewesen, "alle erforderlichen Informationen zusammenzutragen, zu analysieren und Schlüsse daraus zu ziehen. Warum das heute nicht möglich sein sollte, erschließt sich mir nicht." Scharping war 2001 Bundesverteidigungsminister.

Scharping plädierte auch für einen differenzierteren Blick auf muslimische Staaten. "Wir müssen von der Vorstellung weg, dass ein Moslem per se ein potenzieller Gewalttäter sei. Islam, das ist so differenziert nach Ländern, nach religiösen Strömungen, nach Verhaltensweisen, nach wirtschaftlichen Möglichkeiten, nach kulturellen Bedingungen. Dieses differenzierte Bild der Realität brauchen wir, wenn wir Optionen für bessere Handlungsmöglichkeiten wahrnehmen und nutzen wollen."

Als Beispiel nannte Scharping in der "NOZ" den Bereich Energiepolitik: "Wenn ich hier die Bedürfnisse der Europäer betrachte und daneben die Notwendigkeit, mit den Staaten zum Beispiel in Nordafrika zu kooperieren, dann tut sich hier ein riesiges Feld von Möglichkeiten auf."

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original content of: Neue Osnabrücker Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
  • 09.09.2021 – 12:14

    Historiker fordern Löschmoratorium für Afghanistan-Akten

    Osnabrück (ots) - Historiker fordern Löschmoratorium für Afghanistan-Akten Gemeinsamer Aufruf mit dem Bundesarchiv - "Wesentliche Voraussetzung für Forschung und Aufarbeitung" Osnabrück. Die Spitzen des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD), des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) und des Bundesarchivs haben die ...

  • 09.09.2021 – 01:00

    Lettischer Präsident fordert mehr Engagement der EU beim Schutz der Außengrenze zu Belarus

    Osnabrück (ots) - Lettischer Präsident fordert mehr Engagement der EU beim Schutz der Außengrenze zu Belarus Egils Levits: Die allermeisten Menschen wollen weiter nach Deutschland - "Afghanischen Flüchtlingen vor Ort in der Region helfen" Osnabrück. Angesichts der verstärkten illegalen Einwanderung über Belarus in die EU fordert Lettlands Staatspräsident Egils ...

  • 09.09.2021 – 01:00

    Habeck: "Auch mal den politischen Gegner loben"

    Osnabrück (ots) - Habeck: "Auch mal den politischen Gegner loben" Grünen-Chef äußert sich selbstkritisch zum Wahlkampf: "Wir haben nicht alles fantastisch gemacht" Osnabrück. Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck glaubt nach wie vor an ein gutes Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl am 26. September: "Wir haben in diesem Wahlkampf nicht alles fantastisch gemacht, aber wenn wir unsere Kampagne jetzt ...