Oscar-Sieger Edward Berger hat "Im Westen nichts Neues" erfolglos ARD und ZDF angeboten
Osnabrück (ots)
Oscar-Sieger Edward Berger hat "Im Westen nichts Neues" erfolglos ARD und ZDF angeboten
Verhalten der Öffentlich-Rechtlichen "ein Riesenskandal" - "Deutsche Sender die letzte Option"
Osnabrück. Regisseur Edward Berger hat den vierfachen Oscar-Preisträger "Im Westen nichts Neues" erfolglos ARD und ZDF angeboten: "Es ist nicht so, dass ich nicht gewollt hätte. Wir haben mit beiden öffentlich-rechtlichen Sendern gesprochen", sagte Berger der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Es habe auch Angebote zur Finanzierung gegeben, die aber zu niedrig ausgefallen seien: "Am Ende war dieser Film nur auf die Weise zu realisieren, wie wir ihn gemacht haben." Zudem habe der US-Streamer Netflix, mit dem der Film schließlich umgesetzt wurde, auch "inhaltlich viel weniger Einfluss genommen".
Berger warf ARD und ZDF Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Kino vor: "Für mich persönlich ist das ein Riesenskandal", sagte er. "Bei den Öffentlich-Rechtlichen besteht die Kinoförderung darin, Talente heranzuziehen, damit sie später für sie das Programm beliefern. Das ist das einzige Ziel." Es gebe kein Interesse daran, "innovative und radikale Filme aus Deutschland in die Welt zu tragen, denn derartige Filme laufen nicht um 20.15 Uhr".
Als Kooperationspartner seien ARD und ZDF damit irrelevant: "Sie können in Deutschland jeden renommierten Filmemacher fragen: Nur ganz wenige bekommen es derzeit hin, ihre Filme mit öffentlichen Geldern zu finanzieren. Das gilt für die größten Namen", so Berger. "Mittlerweile kenne ich einige Regisseur*innen, für die ein deutscher Sender die letzte Option ist."
Zudem gebe Deutschland die falschen Impulse: "Die Sender ermutigen ein Kino, das international hinterherhinkt", sagte Berger. "Fernsehsender und Filmförderung setzen mir persönlich zu sehr auf das Bewährte. Unbewusst beeinflusst das auch die Filmemacher. Wer drei mutige Filme nicht finanziert bekommt, der wird beim vierten automatisch gefälliger." Das gelte für das Fördersystem, aber besonders für ARD und ZDF: "Am stärksten drücken sich die öffentlich-rechtlichen Sender vor ihrer Verantwortung. Sie arbeiten mit öffentlichen Geldern, unterstützen aber keine Kinofilme mehr", sagte Berger.
Bergers Fazit: "Institutionen wie die Öffentlich-Rechtlichen sind auf dem internationalen Markt keine Alleinherrscher mehr. Sie haben starke Konkurrenz, die manchmal auch schneller, passionierter und unkomplizierter ist." Seinen Alarmruf verstand der Oscar-Preisträger dabei als Angebot für ein gemeinsames Umdenken: "Gemeinsam können wir das aber wieder schaffen. Wenn ein Film auf den großen Festivals gefeiert wird, schafft das Aufmerksamkeit. Und dann kommt auch das Publikum."
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